Rom - Der prominente Mafia-Boss Giuseppe Urso, der wegen des Mordes an dem Staatsanwalt Paolo Borsellino im Jahr 1992 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, ist am Freitag in der Nähe von Palermo verhaftet worden. Der 44-jährige Urso, der mit seiner Frau festgenommen wurde, war seit einem Jahr untergetaucht und gesucht.

"Der italienische Staat im Kampf gegen das organisierte Verbrechen nie nachgelassen"

Laut dem Staatsanwalt von Palermo, Guido Lo Forte, hatte Urso eine Hauptrolle im Anschlag auf Borsellino gespielt. Damals kamen auch drei Leibwächter ums Leben. Urso wurde zufälliger Weise am elften Jahrestag des Mordes an dem Mafia-Jäger Giovanni Falcone, Kollege und Freund Borsellinos, festgenommen. "Die Festnahme Ursos beweist, dass der italienische Staat im Kampf gegen das organisierte Verbrechen nie nachgelassen hat", sagte der Oberstaatsanwalt von Palermo, Pietro Grasso.

In Erinnerung an Falcone, der gemeinsam mit Borsellino zu einem Symbol des Kampfes gegen die "Krake" Mafia geworden ist, finden an diesem Wochenende in ganz Italien zahlreiche Gedenkfeiern statt. Die beiden Staatsanwälte seien Helden der Republik, ihr Kampf habe Millionen von Sizilianern Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben, betonten hochrangige Politiker bei Gedenkzeremonien in Palermo am Freitag.

Anti-Mafia-Pool

Borsellino und Falcone bemühten sich, die internationalen Verbindungen der Cosa Nostra aufzudecken. Eine entscheidende Rolle spielten sie beim Aufbau des so genannten Anti-Mafia-Pools, einer Gruppe von Staatsanwälten, die Mitte der achtziger Jahre große Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen verzeichnen konnte.

Die Ermordung Falcones und Borsellinos markierte in Italien einen Wendepunkt in der Haltung der Bevölkerung zur Mafia. Hunderttausende demonstrierten unmittelbar nach den Morden in den Straßen Palermos. Viele Sizilianer brachen ihr Schweigen und bekannten sich offen gegen die Mafia. Erpresste Geschäftsleute wehrten sich zunehmend, Zwangsgelder an die Organisation zu zahlen. Einige von ihnen mussten dies mit ihrem Leben bezahlen. Kurz nach Borsellinos Mord wurde eine neue Anti-Mafia-Gesetzgebung verabschiedet, die abtrünnigen Mafiosi beträchtliche Strafmilderungen garantierte, falls sie mit der Justiz kooperierten. (APA)