Eisenstadt - Die Raiffeisenlandesbank Burgenland (RLB) trifft letzte Startvorbereitungen für das Übernahmelaufen um die Bank Burgenland. Vor Monaten schon haben die Genossenschafter ihr Interesse an der maroden Landesbank bekundet, am 17. Juni wird bei der Generalversammlung eine Kapitalerhöhung um zehn auf 92 Millionen Euro beschlossen, die zur Gänze die burgenländische Raiffeisengruppe trägt.

In den nächsten Tagen wird das Land ein Investmenthaus mit der Bewertung und der Ausschreibung beauftragen, beides soll im Frühherbst auf dem Tisch liegen. RLB-Generaldirektor Julius Marhold erwartet den Zieleinlauf jedenfalls schon "in drei bis vier Monaten". Bis dahin wird taktisch gelaufen, um die beste Position für den finalen Sprint. Marhold versichert aber: "Unser Übernahmekonzept steht." Die Bank Burgenland soll als eigenständige Marke bestehen bleiben, innerhalb der Raiffeisenbankengruppe natürlich. Gegenüber der SP-Landesführung wird deponiert, dass das Land durchaus Miteigentümer bleiben kann. Marholds Vorstandskollege Leopold Buchmayer kann sich eine Raiffeisen-Beteiligung "zwischen 51 und 100 Prozent vorstellen".

Unumstrittener Marktführer

Raiffeisen ist im Burgenland unumstrittener Marktführer, im Vorjahr lag die Bilanzsumme der Bankengruppe erstmals "über der magischen Vier-Millionen-Euro-Grenze" (Marhold). 61 Prozent der Burgenländer sind Raiffeisen-Kunden, 63 Prozent aller burgenländischen Sparbücher und 57 Prozent aller Girokonten liegen unterm Giebelkreuz.

Nur im Geschäft mit den öffentlichen Händen hat Raiffeisen einen ernsthaften Konkurrenten: die Bank Burgenland. Die solle zwar weiterhin eine Universalbank bleiben, Kerngeschäft der ehemaligen Hypo wären dann freilich eher die öffentlichen Finanzierungen, der "große Wohnbau, Private Public Partnership" (Marhold) und Konsortialfinanzierungen, absehbarerweise solche mit der Mutter RLB.

Etwas schlanker

Die ist zuletzt ein wenig schlanker geworden. Die vier burgenländischen Lagerhäuser, die bislang ihren Großhandel über die RLB-Warenabteilung abgewickelt haben, schließen sich der Raiffeisen Ware Austria (RWA) an, in der Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark zusammengeschlossen sind. "Ab 1. Juli", so Helmut Thrackl, Präsident der burgenländischen Raiffeisengruppe bei der Bilanzpressekonferenz in Warschau, "wird diese Kooperation in Kraft treten."

Die burgenländischen Genossenschafter präsentierten ihre Bilanzen nicht zum ersten Mal in der Raiffeisen-Zentrale eines der neuen EU-Länder. Mag sein, auch das ist ein Signal an die Landesbank, die unlängst erst mit Ach und Krach die ungarische Konzession bekommen hat. Raiffeisen dagegen ist - wie der Igel - längst schon dort. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD Print-Ausgabe, 24.5.2003)