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Glücklich über den Wahlerfolg der GRAS: Barbara Wittinger.
APA/GUENTER R. ARTINGER

Dass sie etwas mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gemeinsam hat, würde Barbara Wittinger wahrscheinlich vehement bestreiten. Aber zumindest in der Nacht auf Freitag gab es eine eindeutige, wenn auch sehr bescheidene Parallele: Beide arbeiteten die Nacht durch.

Im Unterschied zu Schüssel durfte sich Wittinger freuen: Die Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen StudentInnen, GRAS, fuhr bei den Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft einen Wahlerfolg ein, der in der Geschichte der Studentenpolitik ruhig als "historisch" verbucht werden kann - erstmals in der Zweiten Republik ist eine bürgerliche Studentenfraktion nicht die stimmenstärkste Partei. Mit nur 90 Stimmen plus hat die GRAS die VP-nahe AktionsGemeinschaft auf Platz zwei verwiesen. "Nicht ich, WIR haben das als Gruppe erreicht", sagt sie und gibt damit das seit langem herrschende Credo bei den grünen Studenten preis. Grün geht gern in Gruppen. Im Wahlkampf gab es daher auch zwei Spitzenkandidaten.

Die in Oberösterreich aufgewachsene 23-Jährige studierte nach der Matura Biologie an der Uni Wien - später Pädagogik. Ihr studentenpolitisches Engagement begann Wittinger 2001 als Frauenreferentin der Hochschülerschaft an der Uni Wien, 2002 wechselte sie ins bildungspolitische Referat der ÖH-Bundesvertretung. Bis vor einem Jahr war sie noch fraktionslos. Die Entscheidung, sich in der GRAS zu engagieren, sei dann leicht gefallen: "Weil es eigentlich meinen Vorstellungen entspricht, sowohl die Themenwahl als auch, wie da gearbeitet wird." Und wieder: "Dass wir eine große Gruppe sind, die auch was weiterbringt." Wichtiges Mitglied ihrer Truppe ist "Semmel", der Hund: "Ohne ihn gehe ich nirgends hin."

Was bei der GRAS leicht fällt, muss nicht gleich auch für die Mutterpartei gelten. Der Flirt der Grünen mit der ÖVP hat weniger gefallen. "Wir sind im permanenten Diskurs", beschreibt sie ihr Verhältnis zu den Grünen. Fünf "Minimalforderungen" habe man für eine schwarz-grüne Koalition gehabt. Eine davon: Studiengebühren abschaffen. Das Scheitern wird mit "Wir waren schlussendlich sehr zufrieden mit den Grünen" kommentiert.

Erklärtes Ziel für die kommenden zwei Jahre ist die Fortführung der rot-grünen Koalition. Mit ihr an der Spitze? "Das werden wir noch ausverhandeln." Der Wahlerfolg bestärkt Wittinger darin, dass "wir uns noch stärker in gesellschaftspolitische Bereiche einmischen, noch mehr mit anderen Organisationen zusammenarbeiten müssen". Die ÖH solle auf jeden Fall "kämpferischer" werden. Und sie bestellt Bildungsministerin Elisabeth Gehrer einen ersten Gruß: "Die Hochschülerschaft ist wichtig. Gehrer muss sich nicht umsonst von uns gedrängt fühlen." (DER STANDARD, Printausgabe 24./25.05.2003)