Seltsame Gefährte - und seltsame Gefährten beim Start der Mongolrally zeigt eine Ansichtssache.

Foto: Michael Eisenriegler

Man glaubt gar nicht, wie wenig in einen UNIMOG hineingeht, wenn er schlecht gepackt wird, und ja, wir lernen erst, wie wir die vielen Kisten und Gepäcksstücke hineinschlichten, ohne dass sie in der nächsten Kurve herumfliegen. Wie auch immer.

Am Montag hat Reinhard mit dem Gobi Bären Marion und Michael früh morgens abgeholt. Die große Reise hat endlich begonnen, nach über sechs Monaten Vorfreude und Vorbereitungszeit.

In Gmünd/Nagelberg erledigen wir den ersten von insgesamt sieben Grenzübergängen in bewährtem Schengen-Stil und bleiben nur freiwillig fürs Erinnerungsfoto stehen. Weiter geht's zum "Czech Out", dem kontinentaleuropäischen Start der Mongol Rally, die eigentlich auf der Rennstrecke von Goodwood in England beginnt und von Nicht-Briten in der - angesichts der Gesamtdistanz - nur unwesentlich verkürzten Variante ab Burg Klenová südlich von Pilsen gefahren werden kann.

Wir treffen also gegen 17 Uhr in Klenová ein, gerade rechtzeitig zur Vorstellung aller teilnehmenden Gefährte, von denen viele seltsamer nicht sein könnten: Ein dreirädriger Reliant-Robin, ein US-amerikanischer Schulbus, zwei Mofas, drei Smart, drei große Feuerwehr-Löschzüge, viele alte Krankenwagen und noch viel mehr Autos, die das eigentliche Reglement der Mongol Rally erfüllen: nicht älter als zehn Jahre und nicht mehr als 1.200 ccm. Alle anderen haben Sondergenehmigungen - und alle wollen bis in die Mongolei kommen. Die Teilnehmer dürfen sich also präsentieren, werden artig beklatscht und vom Moderator interviewt. Der Gobi Bär erhält jede Menge Aufmerksamkeit der Zuschauer.

Zeit für die Party

Auf dem weitläufigen Gelände der Burg aus dem 13. Jahrhundert verstecken sich jede Menge Bars, Bühnen und DJ-Lineups, die Stimmung hat etwas vom sprichwörtlichen Tanz auf dem Vulkan: Alle sind aufgeregt, endlich die anderen über eintausend Teilnehmer der Rally kennenzulernen. Viele sind kostümiert oder tragen Team-Uniformen. Die Musik ist laut und die Stimmung ist elektrisiert, der Abschied von der Zivilisation will anständig gefeiert werden. Konversationen mit wildfremden Menschen beginnen entweder mit "what's your car?" oder "what's your route?". "Turkey, Iran and the 'Stans" lautet eine häufige Antwort auf letztere Frage, denn viele Teams wollen die südliche Route in die Mongolei nehmen und trotz aller bürokratischer Hindernisse zunächst durch den Iran und danach über Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan und das russische Altai in die Mongolei fahren.

Der Morgen danach gestaltet sich umso nüchterner. Nach einer eiskalten Nacht entweder im Auto oder im Zelt daneben und einem schnellen Kaffee, fahren viele Teams schon früh am Morgen los, um endlich unterwegs zu sein. Wir lassen uns noch etwas mehr Zeit, räumen endlich das Auto auf und starten dann mit unserem behäbigen Diesel in Richtung Prag, Brünn und Polen. Solange wir Asphalt unter den Rädern haben werden wir mit unseren knapp 80 km/h Höchstgeschwindigkeit sicher unter den langsamsten Teams sein. Aber wir hoffen doch stark, diesen Nachteil im Gelände wieder wettmachen zu können. Einige unserer Kollegen verlassen sich jetzt schon darauf, dass wir sie in drei Wochen durch die Flüsse des Altai-Gebirges ziehen werden. Mal sehen. Das Abenteuer hat soeben erst begonnen.