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Die Initiatoren des PayPal-Boykotts hofften auf finanzielle Folgen für den Zahlungsdienstleister.

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Anonymous und LulzSec rufen seit Mittwoch Nutzer im Internet auf, ihre Konten beim Online-Bezahldienst PayPal zu kündigen. Damit brachten sie den Börsenkurs des Mutterkonzerns Ebay kräftig ins Wanken.

Haftstrafen als Anlass

Grund für "Operation Paypal" ist PayPals seit Anfang des Jahres anhaltende Sperrung der Konten für die Whistleblower-Seite Wikileaks, nachdem Geheimdokumente über US-Diplomaten veröffentlicht wurden und die US-Behörden daraufhin Kritik geäußert hatten. Vor allem möchte man aber so gegen die hohen Freiheitsstrafen protestieren, die den verhafteten Teilnehmern nach einem gemeinsamen Botnetz-Angriff gegen PayPal drohen. Bei Verurteilung betragen die Haftstrafen bis zu 15 Jahren und die Geldbußen bis zu einer halben Million US-Dollar.

Rache für Wikileaks

PayPal hatte sich auf Druck der US-Regierung auf eine Kooperation mit den Behörden geeinigt und die Konten mit bis dahin eingegangenen Spenden eingefroren. Visa und Mastercard weigerten ebenfalls, mit Wikileaks zusammenzuarbeiten und wurden wie PayPal im Rahmen der "Operation PayBack" gehackt. Ohne rechtliche Grundlage, so der Vorwurf des Hackerverbands, würden Spendengelder an Wikileaks einbehalten. PayPal argumentiert damit, dass Julian Assange bei der Kontoeröffnung falsche Angaben zur Wohnadresse gemacht hatte.

35.000 Konten eingefroren

Innerhalb der ersten 24 Stunden der Aktion folgten über 20.000 Nutzer dem Aufruf der Aktivisten und löschten ihre PayPal-Konten. Daraufhin entfernte der Zahlungsdienstleister kurzum die Möglichkeit von der Website, das eigene Konto selbstständig zu schließen. Dies ginge nunmehr über die Service-Hotline, berichten Betroffene über den Mikroblogdienst Twitter. Mittwochabend (MEZ) twitterte @AnonymousIRC man habe weitere Informationen: "Mindestens 35.000 PayPal Accounts wurden heute geschlossen, wahrscheinlich folgen weitere. Wir sind stolz auf euch!" Kurz nach der Öffnung der Börsen sah sich Ebay mit einem Verlust von bis zu drei Prozent seines Marktwerts an der Technologiebörse Nasdaq konfrontiert.

Die Teilnehmer des Boykotts werden dazu ermuntert, ihre Konten bei der ebay-Tochter zu schließen und einen Screenshot ihrer Accountschließungen via Twitter zu verbreiten.  (ez, derStandard.at, 28. Juli 2011)