Mogadischu - Nur einen Tag nach dem Start einer UNO-Luftbrücke zur Hilfe für Hungernde in Somalia sind bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Islamisten in der Hauptstadt Mogadischu mehrere Zivilisten verletzt worden. Genaue Opferzahlen lagen zunächst nicht vor, wie der Chef der Notfallärzte, Ali Muse, am Donnerstag sagte. Die heftigen Gefechte mit Maschinengewehr- und Artilleriefeuer begannen nach Angaben von Augenzeugen in der Früh, als Truppen der Afrikanischen Union (AU), die die regierungstreuen Einheiten unterstützen, mit Panzern in ein von islamistischen Milizen kontrolliertes Gebiet eindrangen.

Große Teile Mogadischus werden von der Al-Shabaab-Miliz kontrolliert. Al-Shabaab ("Die Jugend") wurde 1998 von Sheikh Hassan Dahir Aweys als Kampfeinheit innerhalb der sogenannten "Union islamischer Gerichte" gegründet. Diese hatte durch rigorose Anwendung der Scharia für etwas Ordnung gesorgt, nachdem sie eine von den USA unterstützte Warlord-Allianz geschlagen hatte. Verschiedene Warlords hatten seit dem Sturz des Diktators General Mohammed Siad Barre 1991 Chaos und Anarchie in dem ostafrikanischen Land verbreitet.

Übergangsregierung besteht nur am Papier

Ein von Aweys verstoßener Gefolgsmann, Sheikh Sharif Sheikh Ahmed, vom Westen nunmehr als "moderater" Islamist eingestuft, ist derzeit Präsident der international anerkannten, aber faktisch nur auf dem Papier bestehenden somalischen Übergangsregierung. Die äthiopische Militärintervention 2006-09 führte zum Erstarken der Shabaab, die es sich auf die Fahnen heftete, den Erbfeind in einem "Heiligen Krieg" aus dem Land zu vertreiben. Al-Shabaab wird wegen ihrer Al-Kaida-Kontakte von den USA und anderen Staaten als Terrororganisation betrachtet.

Am Mittwoch hatte die UNO ihre Luftbrücke für die Lieferung von Nahrungsmitteln in das dürregeplagte Somalia gestartet. In Mogadischu landete am Nachmittag das erste Flugzeug mit Nahrungsmitteln für hungernde Kinder. Die Lage in Somalia ist nach Darstellung des Flüchtlings-Hochkommissars der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, die "schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt". Hunderttausende Menschen sind wegen Nahrungsmittelknappheit in den vergangenen Wochen nach Kenia und Äthiopien geflohen. Nach Schätzungen des Welternährungsprogramms (WFP) brauchen zwölf Millionen Menschen in der Region am Horn von Afrika dringend humanitäre Hilfe. Wegen der katastrophalen Lage haben die Shabaab-Milizen nunmehr internationalen Hilfsorganisationen die Rückkehr in die von ihnen kontrollierten Landesteile erlaubt. (APA)