Belgrad - Dem im Mai in Serbien festgenommenen ehemaligen Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, ist es gelungen, sich in knapp zwei Monaten mit so gut wie allen Insassen im Gefängnis des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien zu verkrachen. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher sei "sehr anstrengend" im Zusammenleben, berichtete die Tageszeitung "Press" unter Berufung auf den Anwalt eines der Haftinsassen in Scheveningen.

Dem Blatt zufolge ist der ehemalige jugoslawische Generalstabschef Dragoljub Ojdanic praktisch der einzige Haftinsasse, auf den sich Mladic im Gefängnis stützen kann. Serbische Medien hatten in den vergangenen Jahren wiederholt über gute wechselseitige Kontakte früherer Kriegsfeinde im Tribunalsgefängnis in Scheveningen und über ihre gemeinsamen Feste berichtet. Mladic wollte diese ungeschriebene Gefängnisregel offenbar nicht einhalten. "Press" zufolge geriet Mladic schon kurz nach der Einlieferung ins Gefängnis in Konfrontation mit drei einstigen kroatischen Generälen, deren Namen nicht bekannt sind. Nur dank des Eingreifens von Gefängniswächtern seien Handgreiflichkeiten zwischen den Gefangenen verhindert worden, so das Blatt.

Mladic ist vor dem UNO-Tribunal wegen des Genozids in Srebrenica und der dreieinhalb Jahre dauernde Belagerung von Sarajevo sowie wegen anderer Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-1995) angeklagt. Bei seinen bisherigen zwei Auftritten vor dem Haager Gericht hatte Mladic sich geweigert, zur Anklage Stellung zu nehmen. Den Regeln des Tribunals nach entspricht die Aussageverweigerung von Mladic einem Plädoyer auf "nicht schuldig". Wegen der Nichteinhaltung der Gefängnisregeln wurde Mladic kürzlich aus seiner ursprünglichen Gefängniszelle in einen anderen Gefängnistrakt versetzt, berichtete die Belgrader Tageszeitung am Donnerstag. (APA)