Berlin/Leipzig - Gerade erst wurde beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) der größte Betrugsfall in der Geschichte des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens rund um den Kinderkanal Ki.Ka vor Gericht ausgewalzt, schon kommt eine neue Hiobsbotschaft aus Leipzig. Mit der Suspendierung von Unterhaltungschef Udo Foht dürften dem MDR weiter turbulente Zeiten ins Haus stehen. In seinem 20. Gründungsjahr kommt die Dreiländer-Anstalt nicht aus den Schlagzeilen.

Wie der Sender versichert, ist Fohts mutmaßlicher Amtsmissbrauch durch hausinterne Untersuchungen aufgeflogen. Diese waren eine Folge der Aufarbeitung des Skandals beim Ki.Ka, der unter MDR-Federführung steht. Den entscheidenden Hinweis habe der Chef einer Produktionsfirma gegeben, bei der sich Foht Geld ausgeliehen hatte. Das bestätigte MDR-Sprecher Dirk Thärichen am Freitag auf Anfrage.

TV-Manager Foth hat sich trotz Anfragen zum Fall bisher nicht geäußert. Der 60-Jährige soll dem MDR zufolge Geschäftspapier mit MDR-Briefkopf für private Zwecke missbraucht haben. Foht wurde am vergangenen Mittwoch seiner Position enthoben, der MDR erstattete Strafanzeige. Für kommenden Donnerstag ist eine Anhörung geplant. Der MDR prüft weitere Schritte gegen Foht, der seit 1996 Unterhaltungschef ist.

Erst Anfang Juli war der Herstellungsleiter des Kinderkanals vom Erfurter Landgericht zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte demnach 8,2 Millionen Euro abgezweigt und unter anderem im Kasino verspielt. Sein Anwalt hat gegen das Urteil Revision beantragt.

Immer wieder gab es Kritik am Finanzgebaren des Senders. Dubiose Geschäfte und Missmanagement lauteten etwa 2009 die Vorwürfe, nachdem Wertpapiergeschäfte des MDR bekanntwurden. Zwar wies der Sender damals die Kritik an den Investitionen zurück. Zweifel blieben, ob es richtig ist, Gebührengelder auf dem Finanzmarkt aufs Spiel zu setzen.

Im selben Jahr wurde der frühere MDR-Sportchef Wilfried Mohren wegen Vorteilsnahme, Steuerhinterziehung und Betrug zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte gegen Geld Veranstaltungen und Interviews im MDR-Programm platziert. (APA/dpa)