Silvia Meisterle in einer aufregenden, geschichtsträchtigen Szene aus "Harry und Sally".

Foto: Andreas Biedermann

Litschau/NÖ - Freundschaft, Liebe und Sex sind Zutaten vieler Hollywood-Komödien, so auch bei Harry und Sally von Nora Ephron. Die Sommer-Romanze erfährt nun unter der Regie von Zeno Stanek im Herrenseetheater in Litschau eine energiegeladene und pointenreiche österreichische Erstaufführung (Theaterfassung: Marcy Kahan).

1989 erschien der Film Rob Reiners mit Meg Ryan und Billy Chrystal, in dem eine Szene im Fast-food-Restaurant Geschichte geschrieben hat: der vorgetäuschte Orgasmus.

Im Waldviertel wird diese Nummer mitnichten vorenthalten, dafür sorgt Silvia Meisterle, die ihr flammend-rotes Haar verführerisch wallen lässt. Das fasziniert auch den charmant-eingebildeten Harry (Volker Schmidt). Zu diesem Zeitpunkt kennen die beiden einander nur aus flüchtigen Begegnungen, nun befreunden sie sich trotz Harrys Überzeugung, dass Männer und Frauen keine platonischen Beziehungen führen können. Wie Liebe von vornherein bedingungslos funktioniert, zeigen (die Freunde/ Kollegen) Mary (Gisela Salcher) und Jack (Simon Jaritz) in schrulligem Einverständnis.

Neben der bravourösen, funkensprühenden Leistung der vier Schauspieler seien das schlichte, effektive Bühnenbild (Andreas Mathes) sowie die Kostüme (Anna Katharina Jaritz) erwähnt: Die Modestile der Jahrzehnte begleiten die Reifung dieser Liebe ebenso wie Filmsequenzen über eheliche Anfänge.

Die Bühnenfassung verlagert im Unterschied zum Film die Handlungsorte, ein theatralischer Gewinn. Dieser Produktion des Theater Brauhaus gelingt auch durch die Einbeziehung einheimischer Komparsen eine schwungvolle, begeistert beklatschte Romanze. Nach der Vorstellung erzählen Paare aus der Region sogar ihre persönlichen Ehegeschichten - auf Video. (Sebastian Gilli, DER STANDARD - Printausgabe, 30./31. Juli 2011)