Wien - Digitales terrestrisches Radio ist in Österreich bisher noch kein großes Thema gewesen, bei den deutschen Nachbarn geht die Diskussion nun schon in die zweite Runde. Am Montag startet der Digitalradio-Standard DAB Plus (DAB+), der stärkere Sendeleistung und mehr Sender verspricht. Der erste Anlauf mit Digitalradio (DAB) ab 1997 scheiterte an schlechten Empfangsmöglichkeiten und wenigen Endgeräten. Beim nunmehrigen Neustart ist auch ein österreichischer Sender dabei: Lounge FM wird mit einem eigenen Deutschlandprogramm on Air gehen.

Der technische Vorteil von digitalem Radio lässt sich vor allem im Auto spüren. Im Gegensatz zur UKW-Verbreitung gibt es kein Rauschen und auch in Tunnels und Tälern ist der Empfang gewährleistet. Ersten Hochrechnungen zufolge soll mit Sendestart eine Reichweite von 60 Millionen bundesdeutschen Hörern gewährleistet sein. 2015 soll die Reichweite auf nahezu 100 Prozent ausgebaut sein, wie "Lounge FM"-Geschäftsführer Florian Novak sagte.

400.000 Euro pro Jahr

Für Lounge FM belaufen sich die rein technischen Kosten für die DAB+-Übertragung auf "eine ordentliche Stange Geld" von rund 400.000 Euro pro Jahr, wie er sagte. Einen Teil hebt man über eine Partnerschaft mit den Endgeräteherstellern, die den Sendern finanziell unter die Arme greifen.

Lounge FM, das in Österreich im Web sowie terrestrisch in Kärnten, Oberösterreich und derzeit Wien empfangbar ist, wird ein eigenes Deutschland-Programm bieten. Über Gesamtbudget und Mitarbeiterzahlen hüllte sich Novak in Schweigen.

Wer in Deutschland in ein neues DAB+-Autoradio investiert, hat zumindest mittelfristig ein neues Hörerlebnis garantiert, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Zumindest für die nächsten vier Jahre haben sich die an DAB+ beteiligten Sender zur Ausstrahlung verpflichtet.

In Österreich ist das Thema für die meisten Anbieter ein rotes Tuch. Die ORF-Sendetechniktochter ORS will noch heuer in einer Eigeninitiative den Testbetrieb für digitales Radio DAB+ starten, nicht gerade zur Freude der Radiobetreiber. Der Großteil der Radiomacher würde nämlich gerne zuerst die Entwicklung in Deutschland beobachten. Solange es dort keine positiven Erfahrungswerte gibt, ist die Mehrheit der etablierten Anbieter nicht bereit, Geld für die neue Technologie in die Hand zu nehmen. (APA)