Paris- Die Chefin der rechtsextremen französischen Partei Front National, Marine Le Pen, steht wegen Äußerungen ihres Vaters zu den Anschlägen in Oslo unter Druck. Die FN-Vorsitzende müsse ihr "ohrenbetäubendes Schweigen" brechen und die Äußerungen ihres Vaters Jean-Marie Le Pen verurteilen, forderte der sozialistische Abgeordnete Pierre Moscovici am Sonntag. Le Pens Äußerungen seien "empörend" und das Schweigen seiner Tochter "schockierend". Wenn die FN-Chefin sich nicht von den Äußerungen distanziere, lasse sie damit durchblicken, dass ihre Partei die Bluttat gutheiße.

Am Freitag hatte FN-Ehrenpräsident Jean-Marie Le Pen die Anschläge mit 77 Toten als "Unfall" bezeichnet. "Schlimmer" als das Massaker sei die "Naivität" der norwegischen Regierung und Gesellschaft, erklärte der Parteigründer, der im Jänner von seiner Tochter an der Parteispitze beerbt worden war, im Internet. Norwegen habe keine Maßnahmen gegen die "weltweite Gefahr" ergriffen, die von "massiver Einwanderung" und "Terrorismus" ausgehe.

Marine Le Pen hatte sich Anfang der Woche noch dagegen verwahrt, ihre Partei in Verbindung mit dem mutmaßlichen Attentäter Anders Behring Breivik zu bringen und eine "gnadenlose" Strafe für den Doppelanschlag gefordert. Kurz darauf hatte sich jedoch bereits der FN-Regionalpolitiker Jacques Coutela anerkennend über den Attentäter geäußert und ihn als "Widerstandskämpfer" und "Ikone" bezeichnet, weil er "gegen die muslimische Invasion" kämpfe. Gegen Coutela wurde daraufhin veranlasst, dass er seine Ämter in der Partei vorerst ruhen lassen muss. (APA/AFP)