Stuttgart/Wien - Die deutsche Bahn hat den Kompromissvorschlag des "Stuttgart-21"-Schlichters Heiner Geißler abgelehnt und Bauaufträge für das umstrittene deutsche Bahnprojekt vergeben. Den Zuschlag bekam eine Bietergemeinschaft unter Federführung der österreichischen Porr-Gruppe.

Der zweitgrößte Baukonzern Österreichs soll den 9,5 Kilometer langen Fildertunnel bauen, der den geplanten Stuttgarter Tiefbahnhof mit dem Flughafen verbindet. Zudem erhielt Porr den Zuschlag für den Bau der Tunnel nach Ober- und Untertürkheim.

Volksabstimmung im Herbst

Die für November geplante Volksabstimmung über das Projekt will die Bahn nicht abwarten. "Wir werden natürlich weiterbauen", sagte Bahnvorstand Volker Kefer der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Bauvergabe schafft nach Ansicht der rot-grünen Regierungskoalition in Stuttgart keine unumkehrbaren Fakten. "Der Zeitplan für die Volksabstimmung steht", sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Claus Schmiedel. Ein Ausstieg aus dem Projekt sei weiterhin möglich, ebenso ein Umstieg auf das Geißler-Modell.

Geißler hatte am Freitag überraschend eine Kombination vorgeschlagen: den oberirdischen Kopfbahnhof für den Nahverkehr zu nutzen und einen kleineren unterirdischen Durchgangsbahnhof für den Fernverkehr. Der Neubau soll 4,1 Milliarden Euro kosten, die Kombilösung 2,5 bis 3 Milliarden Euro. (dpa, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.8.2011)