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Menschen versuchen den Angriffen zu entkommen.

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Rauch über Hama, Screenshot des Senders Al Arabiya.

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Amman/Damaskus/Brüssel - Die syrische Armee hat nach dem Massaker vom Wochenende den Beschuss der Oppositionshochburg Hama verschärft. Nach den Abendgebeten zum Ramadan sei es zu den schwersten Angriffen der seit zwei Tagen anhaltenden Offensive gegen die Regimekritiker gekommen, berichteten Anwohner am Montag. Die Artilleriegeschosse würden im Zehn-Sekunden-Takt niedergehen, sagte ein Augenzeuge Reuters per Telefon, während im Hintergrund dumpfe Einschläge und Explosionen zu hören waren.

Trotz wachsender Kritik des Westens setzt Syrien seine Offensive gegen die Bevölkerung mit unverminderter Härte fort. Anwohnern zufolge wurden am Montag vier Zivilisten getötet. Nach fast einmonatiger Belagerung hatte das Militär die 700.000-Einwohner-Stadt am Wochenende gestürmt. Dabei sollen 80 Zivilisten ums Leben gekommen sein. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Montagabend mit der jüngsten Eskalation der Gewalt befassen.

Der erneute Angriff auf Hama fällt mit dem Beginn des Ramadan zusammen, in dessen Zeitraum die Gläubigen meist jeden Abend zu Gebeten in die Moschee einkehren. Es wird befürchtet, dass dies wiederum zu mehr öffentlichen Protesten führen könnte.

UN und EU setzen weiter auf Diplomatie

Auch nach der neuerlichen gewaltsamen Niederschlagung von Protestkundgebungen in der syrischen Stadt Hama setzen die EU und die Vereinten Nationen weiter auf Diplomatie. Die EU verschärfte bereits zum dritten Mal ihre Sanktionen gegen Damaskus. Wie die Außenbeauftragte Catherine Ashton mitteilte, sind fünf weitere Regierungsvertreter mit einem Einreiseverbot belegt - insgesamt also 35. Auch ihr Vermögen wurde eingefroren. Die EU hatte zuletzt am 24. Juni die Sanktionen gegen Präsident Bashar al-Assad verschärft.

Am Montag sollte sich eine Dringlichkeitssitzung des Uno-Sicherheitsrates mit der aktuellen Lage befassen. Bisher standen dort aber neben den Vetomächten Russland und China auch Indien, Südafrika und Brasilien auf der Bremse.

Russland zeigte sich am Montag "ernsthaft besorgt" von den Nachrichten aus Hama - bei der Militäraktion waren am Sonntag rund 100 Menschen getötet worden - und rief beide Konfliktparteien zur "Zurückhaltung" auf: "Der Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten wie auch gegen Regierungsvertreter ist inakzeptabel und muss gestoppt werden." Der Präsident des Nachbarlandes Türkei, Abdullah Gül, zeigte sich "zutiefst schockiert".

Diplomatisch will London weitermachen, erklärte der britische Außenminister William Hague. Eine Militäraktion sei "nicht einmal eine entfernte Möglichkeit".

Auch die Nato will von einer militärischen Reaktion auf die Tötung von mittlerweile über 1600 Menschen weiterhin nichts wissen. Der Generalsekretär der Allianz, Anders Fogh Rasmussen, sagte in der französischen Zeitung Midi Libre, die Voraussetzungen für einen militärischen Einsatz seien derzeit nicht erfüllt, es gebe im Gegensatz zu Libyen kein klares Mandat der Uno.

Damaskus unbeeindruckt

Präsident Bashar al-Assad lobte unterdessen demonstrativ die syrische Armee. Das Militär habe seine "Loyalität zu seinem Volk, seinem Land und seinem Glauben unter Beweis gestellt", sagte Assad am Montag in einer Rede zum 66. Jahrestag der Gründung der syrischen Armee. Er sei überzeugt, dass Syrien "diese neue Episode des Komplotts" zerschlagen könne. Der Aufstand sei nur das Vorspiel für eine "Spaltung der Region in kleine Staaten, die sich gegenseitig bekämpfen". Er sei "entschlossen wie nie zuvor", seine Politik fortzusetzen.

Assads Offensive ging indes auch am Montag weiter: So rückten Panzer und Scharfschützen in Deir al-Zor im Osten des Landes ein. Mindestens 25 Menschen wurden getötet, 65 weitere verletzt, berichtete der arabische Sender Al-Jazeera unter Berufung auf Augenzeugen. (dpa, AFP, Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2011)