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Einige Demonstranten haben sich gegen die Räumung des Tahrir-Platzes gewehrt.

Foto: EPA/STR

Kairo - Die ägyptische Armee hat hunderte Demonstranten gewaltsam vom Tahrir-Platz im Zentrum Kairos vertrieben. Am Montag zogen Panzer auf, Soldaten gaben Warnschüsse ab, berichteten Augenzeugen und Aktivisten. Dutzende Menschen seien festgenommen und weggebracht worden. Viele hätten versucht, in eine Moschee zu flüchten. Diese sei ebenfalls von der Armee umzingelt worden. Mehrere Demonstranten sollen bei dem Vormarsch der Sicherheitskräfte verletzt worden sein. In früheren Berichten hatte es geheißen, es sei offenbar zu keinen Gewalttätigkeiten gekommen.

Demokratie- und Oppositionsbewegungen hatten den Platz Anfang Juli dauerhaft besetzt, um ihren Forderungen nach Reformen Nachdruck zu verleihen. Die maßgebenden Gruppierungen hatten am Sonntag beschlossen, die Dauerblockade während des Fastenmonats Ramadan auszusetzen. Nach ihrem Abzug blieben noch rund 200 bis 300 Besetzer zurück, meist Angehörige von Opfern der Justiz des im Februar gestürzten Mubarak-Regimes.

Fernsehbilder zeigten Sicherheitskräfte dabei, wie sie Zelte auf dem Zentrum des Platzes abbauten, der seit den Demonstrationen gegen den damaligen Präsidenten Hosni Mubarak Anfang des Jahres das Zentrum der Demokratiebewegung in Ägypten ist. Am Sonntag hatten die Organisatoren des Protestlagers angekündigt, ihre seit drei Wochen andauernden Proteste für die Zeit des islamischen Fastenmonats Ramadan zu unterbrechen.

Forderungen nach politischer Reform Ausdruck verleihen

Die Proteste seien "ein Mittel und kein Ziel", erklärten die 26 an der Aktion beteiligten Gruppen. Mit ihren Protesten wollten sie ihrer Forderung nach einer Beschleunigung der politischen Reformen und der Prozesse gegen Vertraute Mubaraks Nachdruck verleihen. Nach der Auflösung des Protestcamps gab die Polizei den Tahrir-Platz, der einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Hauptstadt ist, wieder für den Autoverkehr frei. Der Platz war vor dem Sturz Mubaraks am 11. Februar bereits Schauplatz wochenlanger Proteste.

Großdemonstration am Freitag

Am Freitag hatten zehntausende Islamisten aus ganz Ägypten den Tahrir-Platz nahezu überschwemmt. Sie verlangten die Errichtung eines Gottesstaates mit der Scharia, dem islamischen Recht, als Verfassungsgrundlage. Die Kundgebung verlief friedlich. Die säkularen Oppositionellen hatten sich vom Platz zurückgezogen, um keine Konflikte zu provozieren.

Prozess gegen Mubarak beginnt am Mittwoch

Am Mittwoch (3. August) soll der viel beachtete Prozess gegen den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mubarak soll am kommenden Mittwoch in der Polizeiakademie am Nordrand von Kairo beginnen. Der 83-jährige Mubarak ist wegen tödlicher Gewalt gegen Demonstranten und Amtsmissbrauch angeklagt. Er war am 11. Februar nach landesweiten Massenprotesten nach fast 30 Jahren an der Macht abgetreten. Offen ist aber, ob der Angeklagte tatsächlich vor Gericht erscheinen wird.

Mubarak befindet sich derzeit in einer Luxusklinik in Sharm el-Sheikh unter Arrest. Bei den Kundgebungen, die zu seinem Sturz führten, hatten Polizei, Geheimdienstler und vom Regime bezahlte Schlägertrupps im Jänner und Februar mehr als 800 Demonstranten getötet. Zusammen mit Mubarak sollen deshalb am 3. August auch Ex-Innenminister Habib al-Adli und sechs ehemalige leitende Mitarbeiter aus dessen Ministerium vor dem Richter erscheinen. Wegen Korruption und Amtsmissbrauchs angeklagt sind außerdem Mubaraks Söhne Gamal und Alaa. (APA)