Jetzt hat doch Strache tatsächlich den Königshofer ausgegrenzt! Ausgerechnet jetzt, da der anschwellende Bocksgesang derer, die vor Ausgrenzung warnen, weil man doch die Menschen dort abholen müsse, wo sie geistig stehengeblieben sind, und weil es überhaupt das beste wäre, noch vor der Abholung gleich zur Tagesordnung überzugehen. Wie kann das sein? Dass der FP-Chef so viele gute Gelegenheiten, den "Königstiger" auszugrenzen, ungenutzt vorübergehen ließ, nun aber zuschlug, ist nur damit zu erklären, dass er im Banne des Bösen steht.

Kein Wunder, denn das Böse an sich ist spätestens seit Kain und Abel überall, in diesen Tagen aber manifestiert es sich besonders aufdringlich. Allerorten stößt man auf dasselbe, es wabert im "Standard", es lauert in der "Krone" sowieso, und auch "Der Spiegel" folgt der Spur des Bösen. Worin der Reiz des Bösen besteht, brachte die "Krone bunt" auf den Punkt: Das Böse ist nicht zu begreifen, ein tiefer Gedanke anlässlich des Massakers in Norwegen, der dann allerdings mit der Einschränkung aufgeweicht wird: Zu erklären kann das sein, zu begreifen nicht.

Daran wird es wohl liegen, dass die Versuche des Blattes, seinen Lesern die Welt zu erklären, häufig so unbegreiflich erscheinen. Aber auch der Schweizer Journalist, der im "Standard" zu einem ganzseitigen Erklärungsversuch angesetzt hat, brachte das Böse letztlich nur auf den Begriff eines Begleiters der Humangeschichte. Es ist die tragische Bedingung menschlicher Freiheit, man kann es nur abschaffen, wenn man den Menschen abschafft. Das wäre zu überlegen, dürfte aber an deren Widerstand scheitern, weshalb man sich wohl darauf einzustellen hat, dass das Böse auch weiterhin für alles mögliche herhalten muss, was sich durchaus begreifen ließe, sofern man es nur nicht verharmlosen will.

In diesem Sinne reduzierte Andreas Mölzer im FPÖ-Blatt "Zur Zeit" das Böse lieber auf Wahnsinn, und damit es nicht allzu anrüchig wirkt, auf den ganz normalen Wahnsinn. Der jüngste Anschlag in Norwegen ist ihm ein Ereignis, das er irgendwo zwischen der griechischen Ökonomie, den vor ein paar Jahren ausgelaufenen Zahlungen Deutschlands für den Vertrag von Versailles und dem Bürgerkrieg in Libyen herunterrelativiert. Als gute Gelegenheit, um die Klage anzubringen, wie man in den Medien den linksextremen Hintergrund von Gewalttätern, den islamistischen oder den ethnischen bei irgendwelchen Diebesbanden aus Südosteuropa verschweigt oder kleinredet.

Was ist auch schon die Ermordung von 77 Unschuldigen durch einen ethnisch reinen Norweger gegen Wohnungseinbrüche ethnischer Südosteuropäer? Er weiß auch um den jähen Zusammenbruch der deutschen Volkswirtschaft spätestens dann, wenn die Ethnomorphose, sprich "Umvolkung", abgeschlossen sein wird und die breite Bevölkerungsmehrheit aus Zuwanderern aus aller Welt besteht. Und er weiß, was er mit dieser Erklärung begreiflich machen will und besteht ausdrücklich darauf: Man mag diese Aussage dem Autor dieser Zeilen als Rassismus auslegen, eine Aufforderung, der man umso lieber nachkommt, als sie zeigt, dass es mit dem Bösen gar nicht so weit her ist, wie manche glauben machen wollen.

In den Fußstapfen Vater Mölzers diagnostiziert der Sohn Tödlichen Wahnsinn, und lobt seriöse Medien, die sich der Fragen tiefgründiger und ohne politische Absicht annehmen, meint damit aber nicht ausdrücklich "Die Presse". Lobend erwähnt er neben Strache auch dessen Vize Norbert Hofer, der ersucht, diese Tragödie nicht für das Wechseln von politischem Kleingeld zu nutzen. Das wird der geschasste Königshofer in seiner Berufung gegen den Parteiausschluss gut verwenden können.

Den rührendsten Versuch, den Wahnsinn im geistigen Kampf gegen die selbsternannten Leitmedien begreiflich zu machen, unternahm dann ein Herr Ackermeier. Zunächst war Breivik offenbar Mitglied in einer Freimaurerloge, was wohl sehr deutlich gegen eine rechtsextreme Gesinnung spricht. Es wird einfach nicht genug differenziert! Eine differenzierte Betrachtung wird von den Medien allerdings weiterhin veweigert, paßt sie doch nicht ins Bild, das man von Anders Behring Breivik transportieren will. Klar, dass Freiheitliche ein solcher Mangel an Einfühlungsvermögen wurmt, legen sie selber doch größten Wert darauf, bei islamistischen Gewalttätern und irgendwelchen Diebsbanden aus Südosteuropa auf das sorgfältigste zu differenzieren. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 2.8.2011)