London - Die britische Zeitungsgruppe News International hat zwischen April 2010 und Juli 2011 mehr als 200.000 E-Mails löschen lassen. Der Konzern des Medienmoguls Rupert Murdoch, der wegen des Abhörskandals um seine inzwischen eingestellte Boulevardzeitung "News of the World" unter Beschuss gearten ist, habe in dieser Zeit neunmal angeordnet, dass nicht zugestellte und archivierte E-Mails gelöscht werden sollten, erklärte die indische Firma HCL Technologies, die das E-Mail-System von News International betreibt, am Montag in einer Stellungnahme an das britische Parlament.

Solche Anordnungen seien nicht "ungewöhnlich", sondern notwendig, damit das System weiter funktionieren könne, erklärte die Computerfirma. Für die Ermittler sind die internen E-Mails des Verlags aber von besonderer Wichtigkeit. Sie erhoffen sich von ihnen Aufschluss zu der Frage, wer von den Abhörpraktiken bei "News of the World" wusste. Die Enthüllung dieser Praktiken erschütterten in den vergangenen Wochen nicht nur Murdochs Medienimperium, sondern auch die britische Politik und Polizei.

IAnfang Juli war herausgekommen, dass Journalisten von "News of the World" nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten. Die Affäre brachte auch den britischen Premierminister David Cameron, der enge Beziehungen zur Murdoch-Presse gepflegt hatte, in Erklärungsnöte. (APA/AFP)