Prishtina/Belgrad - Die internationale Schutztruppe KFOR hat in Prishtina die Existenz von "serbischen Scharfschützen und sonstigen bewaffneten Menschen" im Norden des Kosovo bestätigt. Eine Infanterie-Einheit sei bereit gewesen, sich dieser Herausforderung zu stellen, zitierte die Tageszeitung "Koha Ditore" aus einer KFOR-Aussendung.

Die Tageszeitung "Gazeta Express" berichtete unterdessen unter Berufung auf kosovarische Nachrichtendienstquellen, dass es in dem mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Kosovo auch russische Söldner und Angehörige einer serbischen extremistischen Gruppe geben soll.

Der Chef des serbischen Kosovo-Verhandlerteams Borislav Stefanovic warnte unterdessen vor "Wochenendkämpfern" und "Seelsorgern" aus Belgrad im Norden des Kosovo, berichtete die staatliche Presseagentur Tanjug. Er appellierte an die lokalen Serben, die in den letzten Tagen im Norden des Kosovo Verkehrsblockaden errichtet hatten, um die Ankunft kosovarischer Zollbeamten an zwei Grenzübergängen zu verhindern, "sich der Zwischenfälle" und des "unnötigen überbetonten Patriotismus" zu enthalten. Probleme seien nur durch eine Absprache zu lösen, sagte Stefanovic. "Wir wollen zum Dialog wieder zurückkehren. Damit dies passiert, muss die Krise so gelöst werden, wie wir verlangt haben", erklärte Stefanovic. Er beschuldigte Prishtina, nicht zu Gesprächen bereit zu sein.

Serbische Behörden setzen sich für die Wiederherstellung der Vorgangsweise an den zwei strittigen Grenzübergängen, die vor dem 25. Juli geherrscht hatte. Der Grenzverkehr war von der kosovarischen Polizei und Beamten der EULEX-Mission kontrolliert worden. Kosovarische Zollbeamten waren nicht im Einsatz. Die kosovarische Regierung wollte durch eine Aktion der Sonderpolizei die Kontrolle über die Grenzübergänge übernehmen, um dorthin auch kosovarische Zollbeamten zu entsenden. Seit Freitag werden die zwei Grenzübergänge von KFOR-Soldaten überwacht.

Der kosovarische Premier Hashim Thaci bekräftigte am Montagabend die Entschlossenheit, die zwei Grenzübergänge unter die Kontrolle der kosovarischen Behörden zu stellen.

Nato verstärkt KFOR-Truppen im Kosovo

Die Nato wird nach den jüngsten Auseinandersetzungen ihre Truppenpräsenz im Kosovo verstärken. Ein Bataillon deutscher und österreichischer Soldaten werde demnächst ins Kosovo geschickt, erklärten Nato-Diplomaten in Brüssel und Pristina am Dienstag. Eine Nato-Sprecherin sagte, die dort schon stationierten rund 6000 Soldaten sollten dadurch unterstützt werden. "Die Lage hat sich nicht verschlechtert, aber die KFOR-Truppen waren sehr aktiv, und der Kommandeur ist der Ansicht, sie müssen entlastet werden", ergänzte die Sprecherin.

Die Verstärkung für die KFOR-Truppen werde in den kommenden Tagen auf den Weg gebracht, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Die meisten Deutschen würden vom Raketenartillerie-Bataillon im thüringischen Sondershausen gestellt. Der deutsche KFOR-Kommandeur Erhard Bühler habe die Verstärkung beantragt, sagte der Sprecher weiter. (APA)