Im Abhörskandal in Großbritannien ist ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Scotland Yard nahm nach eigenen Angaben am Dienstag in London einen 71-jährigen Mann in Gewahrsam, der in das systematische Abhören von Telefonen und die Bestechung von Polizeibeamten durch Mitarbeiter der Boulevardzeitung "News of the World" verwickelt gewesen sein soll. Britischen Medienberichten zufolge soll es sich um den früheren leitenden Redakteur der inzwischen eingestellten Zeitung, Stuart Kuttner, handeln.
Zahlungen an Privatdetektive
Die frühere Chefredakteurin der "News of the World", Rebekah Brooks, hatte vergangenen Monat während einer Parlamentsanhörung gesagt, dass Kuttner in seiner Funktion Zahlungen an Privatdetektive für Abhöraufgaben angeordnet haben könnte. Auch Brooks war vorübergehend festgenommen worden und musste als Chefin des Verlagshauses News International zurücktreten. Der britische Ableger des Medienkonzerns von Rupert Murdoch hatte die "News of the World" herausgegeben.
Polizisten bestochen, Mailboxen abgehört
Journalisten der Boulevardzeitung sollen nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt haben. Die Affäre brachte den Konzern ins Wanken und Großbritanniens Premierminister David Cameron, der enge Beziehungen zur Murdoch-Presse gepflegt hatte, in Erklärungsnöte. Bisher nahmen die Ermittler elf Verdächtige fest, darunter auch der mittlerweile gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzte frühere "News of the World"-Chefredakteur und Ex-Sprecher Camerons, Andy Coulson.
Hackangriff auf The Sun
Unterdessen räumte News International ein, dass bei einem Hacker-Angriff auf die Internetseite der zum Konzern gehörenden Zeitung "The Sun" im Juli persönliche Daten von Abonnenten gestohlen worden seien. Die Hacker hätten Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen erbeutet, aber keinen Zugriff auf Bankdaten oder Passwörter gehabt. In einer E-Mail warnte News International die Abonnenten der meistverkauften britischen Zeitung, dass die hinter dem Angriff stehende Gruppe Lulz Security die Daten möglicherweise im Internet veröffentlichen könnten. Bei der Attacke hatte die Gruppe auf der Webseite auch eine Falschmeldung über den angeblichen Tod von Medienmogul Murdoch verbreitet. (APA/AFP)