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Fahndungsbild von Flugzeugentführer "Dan Cooper".

Foto: FBI/file/AP/dapd

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Diese 20-Dollar-Noten wurden 1980 von einem Amerikaner beim Familienurlaub am Ufer des Columbia River gefunden. Sie stammen vom Lösegeld, das der Flugzeugentführer 1971 erhalten hatte.

Foto: AP Photo/Nick Ut

Seattle/Wien - So manches über den Mann, der 1971 in der Nacht vor Thanksgiving am Flughafen Portland eine Passagiermaschine der Fluglinie Northwest Orient entführte, ist bis ins Detail bekannt. Er trug über dem Anzug samt schwarzer Krawatte einen Regenmantel, setzte sich im Flieger seine dunkle Sonnenbrille auf, trank Whisky und rauchte Zigaretten der Marke Raleigh. Auch Statur und Gesicht des Passagiers von Sitzplaz 18C sind detailreich beschrieben und in ein Fahndungsbild gegossen worden.

Doch wer jener Unbekannte wirklich ist, der sich D. B. oder Dan Cooper nannte und der samt Lösegeld für die befreiten Geiseln mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug sprang, blieb 40 Jahre lang im Dunkeln und seine spektakuläre Tat die einzige ungelöste Flugzeugentführung der US-Geschichte. Möglicherweise steht diese jetzt aber vor ihrer Aufklärung. Wie der Telegraph berichtet, gibt es neue Hinweise auf die reale Person, die sich erfolgreich hinter dem Decknamen versteckt hat.

Die Polizei verfolgt demnach Spuren zu einem neuen Verdächtigen. Die Hinweise seien laut FBI glaubwürdig, da sie von einem inzwischen pensionierten Polizeibeamten stammten.

Kontaktperson gesprächiger

Dieser gibt an, einen Zeugen zu kennen, der eine gute Verbindung zu dem Verdächtigen gehabt haben soll. Die Kontaktperson sei nun gesprächiger als früher, da der mutmaßliche Flugzeugentführer vor zehn Jahren verstorben sein soll. Nun werde im Labor nach Fingerabdrücken auf einem persönlichen Gegenstand des Verdächtigen gesucht. Die Ergebnisse stünden noch aus. Erst dann wird sich zeigen, ob nach rund 1000 Verdächtigungen in den vergangenen vier Jahrzehnten und einigen falschen Geständnissen doch noch der richtige Mann identifiziert wird.

"Dan Cooper" hatte am Nachmittag des 24. November 1971, kurz nachdem das Flugzeug Richtung Seattle Tacoma gestartet war, der Flugbegleiterin einen Zettel ausgehändigt, auf dem stand: "Ich habe eine Bombe in meiner Aktentasche. Ich werde, falls notwendig, davon Gebrauch machen. Ich möchte, dass Sie sich neben mich setzen. Sie werden entführt."

Zunächst soll die Stewardess den Zettel ungelesen eingesteckt haben, doch Cooper habe ihr zugeflüstert: "Miss, sehen Sie sich die Notiz besser an. Ich habe eine Bombe." Rote Drähte und Stangen in seiner Tasche sahen ganz danach aus. Er informierte die Flugbegleiterin über seine Forderungen, die sie dem Piloten weitergeben sollte: Gegen 200.000 US-Dollar und vier Fallschirme würde er die 36 Passagiere freilassen.

Sprung von Flugzeugtreppe

Das FBI organisierte den Deal, in Seattle ließ der Entführer die Passagiere gehen. Die von ihm geforderten Fallschirme waren für die restliche Crew an Bord und ihn selbst bestimmt. Es wird vermutet, dass Cooper so verhindern wollte, einen manipulierten Schirm zu erhalten. Er befahl, nun bei relativ niedriger Geschwindigkeit und Höhe Richtung Mexiko zu fliegen. Irgendwann während des Fluges sprang er von der hinteren Flugzeugtreppe ab - mit den Fallschirmen und dem Geld, von dem ein Teil Jahre später ans Ufer des Columbia River nahe Vancouver (Washington) gespült wurde.

Von den Kampfjets aus, die die Verfolgung aufgenommen hatten, konnte Coopers Flucht wegen schlechter Sicht nicht verfolgt werden. Zwar existierten Zweifel daran, dass Cooper den Fallschirmsprung überlebt hatte, dennoch machte der vermutete Ort seiner Landung die Kleinstadt Ariel im Bundesstaat Washington berühmt.

Bis heute finden dort jährlich Treffen statt, bei denen an den Unbekannten erinnert wird. Die Geschichte wurde auch verfilmt (The Pursuit of D. B. Cooper mit Robert Duvall) und rund eineinhalb Dutzend Bücher darüber verfasst. Deren Ende muss nun möglicherweise umgeschrieben werden. (Gudrun Springer, DER STANDARD-Printausgabe, 3.8.2011)