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Die Forderung dieser Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude - der Polizeiakademie - in Kairo ist eindeutig: Mubarak soll hängen. Ebenso marschierten jedoch Anhänger des alten Regimes auf. Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Lagern.

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Hosni Mubarak wurde in einem Spitalsbett in den Gerichtssaal gebracht

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Anhänger des gesürten Staatschefs attackieren einen Demonstranten (Mitte)

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Quelle: APA

Auf diesen Moment hatten 85 Millionen Ägypter mit Spannung gewartet. Sie konnten endlich mit eigenen Augen sehen, wie es ihrem gestürzten autoritären Langzeitherrscher geht, nachdem viele Gerüchte um seine prekäre Gesundheit die Runde gemacht hatten. Zwar lag Hosni Mubarak auf einer Bahre im Maschendrahtkäfig vor dem Richter, aber er sah überraschend gut aus. Sein Haar war wie immer schwarz gefärbt, sein Gesicht kaum abgemagert, seine Augen waren wachsam. Regelmäßig schaute er auf seine Uhr. "Ich bestreite alle Anschuldigungen kategorisch", erklärte er mit fester Stimme nach dem Verlesen der Anklageschrift über ein Mikrofon.

Mubarak war am Mittwoch in den frühen Morgenstunden mit einem Helikopter von Sharm el-Sheikh, wo er seit April im Spital lag, nach Kairo geflogen worden. Zusammen mit ihm standen seine Söhne Alaa und Gamal - beide sehr gefasst und mit dem Koran unter dem Arm -, der ehemalige Innenminister Habib al-Adly und sechs hohe Offiziere vor Gericht, alle in weißen Jogging-Anzügen, wie es für Angeklagte vor ägyptischen Gerichten üblich ist. Nur Adly erschien in blauer Gefängniskleidung, weil er bereits in einem früheren Verfahren zu zwölf Jahren wegen Korruption verurteilt wurde. In Abwesenheit wurde auch gegen den Geschäftsmann Hussein Salem verhandelt.

Zur Anklage kamen vier enggefasste Punkte: Verschwörung, vorsätzliche Tötung, Korruption und Amtsmissbrauch im Zusammenhang mit Gaslieferungen nach Israel zu tieferen als den Marktpreisen. Auch Adli ist angeklagt, verantwortlich für den Schießbefehl während der Revolution zu sein. Wenn die beiden in diesen Punkten schuldiggesprochen werden, müssen sie mit der Todesstrafe rechnen. Auf die anderen Delikte stehen fünf und 15 Jahre Haft.

Symbolträchtiger Gerichtsort

Aus Sicherheitsgründen war der Gerichtssaal in einem Vorort von Kairo eingerichtet worden, an dem Ort, an dem Mubarak der Polizei seine letzte große Rede gehalten hatte. Die Verhandlung wurde live im Fernsehen übertragen. Vor der Polizeiakademie war eine Leinwand aufgestellt worden. Dort hatten sich trotz brütender Hitze einige Hundert Mubarak-Loyalisten und Mubarak-Gegner Schreiduelle geliefert und sich mit Steinen beworfen, bis sie die Sicherheitskräfte trennten. Es gab dutzende Verletzte.

Der Prozessauftakt war bestimmt von prozeduralen Fragen. Nach vier Stunden vertagte Richter Ahmed Rifaat das Verfahren gegen Mubarak und seine Söhne auf den 15. August. Damit räumte er der Verteidigung eine relativ kurze Frist ein und löste sein Versprechen ein, die Verhandlungen zügig abzuhalten. Mubarak bleibt in dieser Zeit im Krankenhaus in Kairo. Bis ein Urteil gefällt wird, dürften dennoch einige Monate verstreichen. Bis es rechtskräftig ist, könnte es gar Jahre dauern, denn der Richterspruch kann noch an zwei höhere Instanzen weitergereicht werden. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, Printausgabe, 4.8.2011)