Oslo  - Die Chefin der rechtspopulistischen "Fortschrittspartei", Siv Jensen, bereut angesichts des Doppel-Terroranschlags von vorvergangener Woche mit 77 Toten "einzelne Ausdrücke", die sie im Wahlkampf vor zwei Jahren gemacht hatte. Jensen spezifizierte nicht, welche Ausdrücke sie damit meint. Der vermutlich meistzitierte Sager Jensens von damals war jener von der Gefahr einer "schleichenden Islamisierung" Norwegens.

Unter den Opfern der Anschläge war auch eine Jensens bekannte Person. Die Rechtspopulisten-Chefin sagte in einem TV-Interview, jetzt sei erstmals die Zeit für Trauer. Sie glaube, die Anschläge vom 22. Juli hätten bereits jetzt die Art und Weise der Politik ihrer Partei in punkto Einwanderungsdebatte beeinflusst. Dennoch werde die Partei auch in Zukunft "keine unbequemen Diskussionen scheuen".

Die Fortschrittspartei erzielte bei den Wahlen im September 2009 mit knapp 23 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis und musste sich der sozialdemokratischen Arbeiterpartei von Ministerpräsident Jens Stoltenberg nur knapp geschlagen geben. Erste Meinungsumfragen nach den Attentaten ergaben für Stoltenberg und die Sozialdemokraten ein Rekordhoch von rund 40 Prozent, während die rechten Oppositionsparteien inklusive der Fortschrittspartei derzeit eine leichte bis mittlere Unterstützungsflaute durch machen.

Jensen wurde für ihre reumütigen Aussagen postwendend von aus dem Nachbarland Dänemark kritisiert. Die Chefin der einwanderungsfeindlichen "Dänischen Volkspartei", Pia Kjaersgaard nannte Jensens Reue in einem Interview mit der Tageszeitung "Politiken" "schrecklich" und eine "ganz, ganz falsche Entscheidung". (APA)