Wien/Mailand/Rom - Die italienische Bank Austria-Mutter UniCredit verbuchte im ersten Halbjahr 2011 einen Gewinnsprung. Bis Ende Juni lag der Nettogewinn mit 1,32 Mrd. Euro um 97,5 Prozent über dem Wert des ersten Semesters 2010 (669 Mio. Euro). Allerdings hatte eine teure Abschreibung auf die Kasachstan-Tochterbank der Bank Austria voriges Jahr erheblich auf das Ergebnis vor allem des zweiten Quartals gedrückt. Dafür lastet heuer die Euro-Schuldenkrise auf den Büchern, die bisher aber recht gut verdaut ist. Die Zahlen bis Juni überraschten den Markt positiv. Die wochenlang geprügelte Aktie legte an der Börse zu.

Italiens größte Bank hat stark davon profitiert, dass die Rückstellungen für faule Kredite sanken, und sie hat die Griechenland-Krise gut weggesteckt. Der Mutterkonzern der Bank Austria machte die 105 Mio. Euro Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen in seinem Portfolio im zweiten Quartal durch ein über Erwarten starkes Handelsergebnis mehr als wett. Der Nettogewinn lag im 2. Quartal mit 511 Millionen Euro zwar um 37 Prozent unter dem Ergebnis des ersten Quartals, aber über den Schätzungen der Analysten, die UniCredit im Schnitt nur 471 Millionen Euro zugetraut hatten. Die UniCredit-Aktien weiteten nach den Zahlen ihre heute Kursgewinne aus und lagen 3,6 Prozent im Plus.

Mit der Aufstockung der Kapitaldecke kommt UniCredit aber nur langsam voran. Ende Juni habe die harte Kernkapitalquote - künftig die entscheidende Größe für die Kapitalausstattung - bei 9,12 Prozent gelegen. Die Risikopositionen in der Bilanz (RWA) seien leicht gestiegen. Analysten erwarten, dass die Bank, die ohne große Kapitalerhöhung durch die Finanzkrise gekommen war, noch in diesem Jahr 5 bis 7 Milliarden Euro an frischem Kapital einsammeln wird, sobald die künftigen Regularien klarer sind.

Mehr Kapital

UniCredit ist eine jener systemrelevanten Großbanken, die künftig noch mehr Kapital vorhalten müssen als andere. Die weltweit größten Banken müssen ihre Risiken künftig mit bis zu 9,5 Prozent Aktienkapital und Gewinnrücklagen unterlegen. UniCredit-Chef Federico Ghizzoni bekräftigte den Plan, die harte Kernkapitalquote zu erhöhen. Die italienische Bank-Austria-Mutter will noch bis Ende dieses Jahres einen neuen Entwicklungsplan bzw. ein neues strategisches Konzept entwerfen, wie er heute in einem Conference Call meinte .

Das Handelsergebnis der Bank lag im zweiten Quartal trotz der schwankenden Märkte mit 290 Mio. Euro fünf Mal so hoch wie ein Jahr zuvor. An das erste Quartal reichte es allerdings längst nicht heran. Zudem profitierte UniCredit von sinkenden Kreditrückstellungen. Im Vergleich zum ersten Quartal gingen sie um ein Fünftel zurück. In Deutschland und bei der Bank Austria in Österreich gebe es bereits weniger faule Kredite, in Italien habe sich das Portfolio nicht mehr so deutlich verschlechtert wie zuletzt. Im ersten Halbjahr habe sich der Nettogewinn im Konzern auf 1,3 Mrd. Euro fast verdoppelt.

Abschreibungen

Die Abschreibungen auf faule Kredite sind im ersten Halbjahr von mehr als 3,5 Mrd. Euro um 23,4 Prozent auf 2,685 Mrd. Euro zurück gegangen. Im zweiten Quartal lag der Gewinn von UniCredit bei 511 Mio. Euro, nach nur 148 Mio. Euro im zweiten Quartal 2010. Gegenüber dem ersten Quartal 2011 (810 Mio. Euro) gab es hingegen einen Rückgang. Im zweiten Quartal fielen 1,18 Mrd. Euro an Kreditvorsorgen und Wertberichtigungen an, eine gute halbe Milliarde weniger als im zweiten Quartal 2010.

UniCredit ist gemessen an der Größe von der Umschuldung in Griechenland deutlich weniger betroffen als die Konkurrenz in Frankreich: BNP Paribas hatte im zweiten Quartal 534 Mio. Euro auf seine griechischen Staatsanleihen abgeschrieben, Societe Generale (SocGen) sieht nach einer Wertberichtigung von 395 Mio. Euro ihr Gewinnziel für 2011 in Gefahr. Die Deutsche Bank hatte 155 Mio. Euro Belastungen wegen ihrer Griechenland-Anleihen zu verkraften. Für die allein mit 3 Mrd. Euro in Griechenland engagierte deutsche Commerzbank dürften nach Analystenschätzungen 600 bis 800 Mio. Euro an Abschreibungen fällig sein. 

Ende Juni hatte UniCredit 160.562 Mitarbeiter, rund 1.300 weniger als vor Jahresfrist. (APA/Reuters)