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Die Angaben der Vereinten Nationen über die stark steigende Mortalität unter den Kindern im Flüchtlingslager Dadaab dürften die Situation nur mangelhaft darstellen. Diese Zahlen bezögen sich ausschließlich auf Todesfälle in den medizinischen Zentren in dem Lager.

Foto: EPA/ANTOINE DE RAS

Addis Abeba/Nairobi/Wien - Die Vereinten Nationen haben in drei weiteren Regionen Somalias offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Hintergrund sei die steigende Zahl der an akuter Unterernährung leidenden Menschen im Süden und im Zentrum des Bürgerkriegslandes, teilten Ernährungsexperten der UN am Mittwoch mit. Auch die Sterberate sei deutlich erhöht.

Zugleich warnte die zuständige UN-Organisation FSNAU, dass die Hilfsleistungen für die leidende Bevölkerung weiterhin unangemessen seien; "Es wird erwartet, dass sich die Hungersnot in den nächsten vier bis sechs Wochen auf alle Regionen im Süden Somalias ausweiten wird, und es wird sich wahrscheinlich bis mindestens Dezember 2011 nichts an dieser Situation ändern."

Bereits vor zwei Wochen war in zwei Regionen Südsomalias eine Hungersnot ausgerufen worden. Somalia leidet ganz besonders unter der schwersten Dürre seit 60 Jahren. Große Teile des Südens werden von der islamischen Al-Shabaab-Miliz kontrolliert, die Hilfen westlicher Organisationen nur bedingt zulässt.

Sterberate unter Kindern "alarmierend hoch"

Die Sterbequote bei den unterernährten Kindern aus Somalia in den kenianischen Flüchtlingscamps steigt. Die Zahlen seien mittlerweile "alarmierend hoch", teilte die UNO mit. Im größten Flüchtlingslager der Welt in Dadaab in Nordkenia sei die Quote der Kinder unter fünf Jahren, die die Hungersnot nicht überlebten, zuletzt von 1,2 pro 1000 auf 1,8 gestiegen.

Die USA lockern ihre Sanktionen gegen die Shebab-Miliz, um diese zu mehr Kooperation zu animieren. In Österreich starteten ORF und "Nachbar in Not" eine Spendenkampagne für Ostafrika. Auch andere Organisationen verstärkten ihre Aktivitäten.

Die Angaben der Vereinten Nationen über die Mortalität unter den Kindern in Dadaab dürften die Situation nur mangelhaft darstellen. Diese Zahlen bezögen sich ausschließlich auf Todesfälle in den medizinischen Zentren in dem Lager. Dabei sei kaum abzuschätzen, wie viele Buben und Mädchen täglich in anderen Teilen des Lagers ums Leben kämen, hieß es. In Dadaab leben derzeit fast 400.000 Menschen; die meisten stammen aus dem Bürgerkriegsland Somalia. Ursprünglich war das Camp für 90.000 Menschen gebaut worden.

Ähnlich kritische Lage in anderen Lagern

Die Lage im äthiopischen Flüchtlingszentrum Dolo Ado sei ähnlich kritisch. "Immer neue Flüchtlinge kommen geschwächt und ausgemergelt vom Hunger und dem langen Fußmarsch aus ihren Dörfern an. Eines von drei Kindern, das in Dolo Ado ankommt, ist unterernährt.", teilte die UNO mit. Auch innerhalb Somalias sei die Zahl der Unterernährten extrem hoch, berichtete das Flüchtlingskomitee UNHCR. Die UNO schätzt, dass fast zwölf Millionen Menschen von der Hungersnot betroffen sind.

Zwar würden die auf die Miliz selbst abzielenden Sanktionen aufrechterhalten, sagten US-Regierungsvertreter am Dienstag in Washington. Die USA würden aber nicht rechtlich gegen Hilfsorganisationen vorgehen, die "in gutem Willen" Nahrungsmittel in die von der Shebab-Miliz kontrollierten Regionen transportierten.

Die USA beschuldigen die Miliz, die seit Jahren gegen die international unterstützte Übergangsregierung in Mogadischu kämpft, Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida zu unterhalten. 2008 verhängte Washington Sanktionen gegen die Miliz, die jegliche Unterstützung für die Gruppierung unter Strafe stellt. Einige Hilfsorganisationen fürchteten daher rechtliche Konsequenzen, wenn sie mit der Miliz zusammenarbeiten, um Hilfsgüter in die betroffenen Regionen zu bringen.

Aktionen in Österreich

In Österreich gab es am Mittwoch weitere Initiativen. So hat die Kindernothilfe über lokale Partner in Somalia, Äthiopien und Kenia mit Soforthilfe begonnen. Angesichts des menschlichen Elends am Horn von Afrika starteten der ORF und die Stiftung "Nachbar in Not" eine eigene Aktion mit dem Titel "Hunger in Ostafrika". ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz betonte in einer Aussendung die Dringlichkeit für Hilfe.

Auch die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig rief zu Spenden auf. Man hoffe auf große Unterstützung durch die Österreicher. "Nachbar in Not" nannte auch konkrete Beispiele für Hilfsmöglichkeiten. Lebensmittelpakete (35 Euro), können eine Familie rund einen Monat lang ernähren. Mit hochkalorischer Spezialnahrung für Kinder (74 Euro) kann einem Kind zwei Monat lang geholfen werden. Die Diakonie verwies auf durch Regenfälle in Somalia noch zusätzlich steigende Seuchengefahr. (APA)