Wien/Garching - Bei früheren Durchmusterungen unserer Milchstraße blieben sie noch unentdeckt. Mit Hilfe des VISTA-Teleskops der Europäischen Südsternwarte (ESO) konnte nun ein internationales Team von Astronomen 96 neue offene Sternhaufen auf einen Schlag entdecken. Diese kleinen, lichtschwachen Sternhaufen werden von dichtem Staub verborgen, hieß es in einer Aussendung der ESO. Das VISTA-Teleskop (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) in Chile ist mit empfindlichen Infrarotdetektoren ausgestattet, die durch Staub hindurch sehen können. Die Entdeckung der Sternhaufen erfolgte im Rahmen eines großen Beobachtungsprogramms, das vor einem Jahr gestartet ist.

Der Großteil der Sterne, die mehr als eine halbe Sonnenmasse besitzen, entstehen in größeren Gruppen, sogenannten offenen Sternhaufen. Solche Sternhaufen sind die Bausteine von Galaxien wie unserer Milchstraße und notwendig für die Entstehung und Entwicklung solcher Sternsysteme. Allerdings bilden sich Sternhaufen nur in sehr staubreichen Gegenden des Alls: Solche Staubregionen zerstreuen und verschlucken das Licht, das die jungen Sterne in ihrem Inneren aussenden. Diese Sterne sind daher unsichtbar für die meisten Himmelsdurchmusterungen.

Mit den hochempfindlichen Infrarotdetektoren von VISTA konnten die Objekte in jenen Bereichen nachgewiesen werden, die bei früheren Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Licht leer zu sein schienen. Die Forscher haben herausgefunden, dass die meisten der entdeckten Sternhaufen sehr klein sind und aus gerade einmal zehn bis zwanzig Sternen bestehen. Verglichen mit typischen offenen Sternhaufen sind sie laut Mitteilung sehr lichtschwach und stark konzentriert. Der Staub verdunkelt ihr Licht um einen Faktor 10.000 bis 100 Millionen.

Ihre Beobachtung stellen die Forscher demnächst in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics" vor. Bisher sind in der Milchstraße etwa 2.500 offene Sternhaufen identifiziert. Die Astronomen schätzen, dass sich hinter Staub und Gas bis zu 30.000 weitere Haufen verbergen. (APA)