Ljubljana - Dramatische Entführung eines Kleinkindes in Slowenien - mit glücklichem Ende: In der Nähe von Kamnik, nordöstlich von Ljubljana, war am Dienstagnachmittag ein 15 Monate altes Mädchen aus dem Haus ihrer Eltern, einer Roma-Familie, von einem maskierten Täter entführt worden. Der Mann fuhr mit dem Kind, das sich in der Obhut einer Babysitterin befunden hatte, gegen 17.00 Uhr davon. Kurz danach rief er die Eltern an und verlangte 20.000 Euro Lösegeld, berichteten slowenische Medien am Donnerstag.

In einer großangelegten Aktion, bei der auch eine Spezialeinheit der slowenischen Polizei und ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurden, konnte der Täter noch in der Nacht auf Mittwoch festgenommen werden. Doch das Mädchen hatte er nicht bei sich. Nach stundenlanger fieberhafter Suche wurde das Kind schließlich Mittwoch früh allein an einem Straßenrand außerhalb von Ljubljana gefunden. Medienberichten zufolge hatte es der Täter gefesselt im Gras liegen gelassen. Laut Medienberichten war das Mädchen auch geknebelt worden. Es blieb unverletzt, musste aber in der Laibacher Uniklinik wegen Dehydrierung behandelt werden. Am Mittwoch konnte das Kind aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Täter drohen zehn Jahre Haft

Laut der Polizei hat der Täter die Entführung und die Erpressung der Roma-Familie sorgfältig geplant. Das Kind sei dabei in großer Gefahr gewesen, erklärte der stellvertretende Chef der slowenischen Kriminalpolizei, Marjan Fank, am Mittwoch. "Mit der rechtzeitigen Festnahme des Täters und dem Fund des Kindes konnte das Schlimmste verhindert werden", sagte er. Der Fall erschütterte selbst die erfahrensten Kriminalbeamten. "Wegen der Umstände, in der die Beamten das Kind aufgefunden haben, mussten sie psychologisch betreut werden", so Fank.

Die Polizei gab sonst keine Einzelheiten zu dem Fall bekannt. Medienberichten zufolge soll der Täter ein Bekannter bzw. Geschäftspartner der Familie gewesen sein. Das Motiv sollen Schulden in der Höhe von 20.000 Euro gewesen sein. Die betroffene Roma-Familie beschäftigt sich laut Medien mit Metallhandel und ist vor einigen Jahren von Mazedonien nach Slowenien gezogen. Dem Täter drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Kindesentführungen durch Fremde sind in Slowenien selten. Seit 1997 hat es nur vier solcher Verbrechen gegeben. Der Fall aus Kamnik ist bereits der zweite in diesem Jahr. (APA)