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Mit einer gezielten Vergabe von Mikrokrediten an Frauen kann der genderbedingten Benachteiligung - zumindest im Kleinen - etwas entgegengesetzt werden.

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Mikrokredite, also Darlehen zwischen zehn und einigen Hundert Euro, gelten seit Langem als ein sehr wirkungsvolles Instrument zur Armutsbekämpfung. "Sie geben vielen benachteiligten Menschen die Chance, sich aus eigener Kraft eine Verdienstmöglichkeit zu schaffen", so Peter Püspök, Vorsitzender von Oikokredit Austria. Mikrokredite beschreibt Püspök als "sozial nachhaltige Instrumente, die nachweislich der Armutsbekämpfung" dienen. Es gäbe jedoch einige Organisationen, die den Mikrofinanzmarkt nur für ihren eigenen Profit nutzen und AnlegerInnen mit dem Wort "Mikrokredit" in die Irre führen würden. Diese Organisationen seien nicht an der sozialen Wirkung der Mikrofinanz, sondern nur am Return on Investment der AnlegerInnen interessiert. "Wucherzinsen und Ausbeutung sind das Ergebnis", kritisiert Püspök jene Organisationen, die den Mikrofinanzsektor für gewinnorientierte Zwecke nutzen.

"Armut tut weh"

Umso wichtiger sei es deshalb, deutlich zwischen Profitorientierung und sozialer Motivation zu differenzieren. "Armut tut weh. Und es tut weh dabei zuzuschauen, wie unseriöse Anbieter das erfolgreiche Armutsbekämfungsinstrument Mikrofinanz missbrauchen. Dagegen treten wir auf", so Püspök. Investiere man bei Oikokredit, könne man sich der ethisch-verantwortlichen Handhabe der Geldanlage sicher sein und unterstütze zudem das dahinter stehende Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe.

Bescheidene Rendite, große soziale Auswirkung

Das für die Vergabe der Kredite in in Afrika, Lateinamerika, Asien und Europa erforderliche Kapital wird von derzeit ungefähr 43.000 Mitgliedern und Organisationen zur Verfügung gestellt, die die NGO mit Geldanlagen ab 200 Euro unterstützen. Die Rendite der Geldanlage ist mit maximal zwei Prozent relativ bescheiden. Umso größer sind jedoch die sozialen Auswirkungen der Investition, werden doch in erster Linie Geldmittel für jene Menschen, die von einer Geschäftsbank keinen Kredit bekommen würden, zur Verfügung gestellt.

"Mit Geld etwas bewirken"

"Unsere AnlegerInnen unterstützen unsere Arbeit, weil sie mit ihrem Geld etwas bewirken wollen und weil sie wissen, dass ihr Kapital bei uns sicher aufgehoben ist, die Kreditausfälle liegen bei unter einem Prozent", erklärt Peter Püspök. Und offensichtlich möchten immer mehr Menschen mit ihrem Geld etwas bewirken, denn die Nachfrage nach sozialer Geldveranlagung steigt rapide an. Günter Lenhart, der stellvertretende Oikokredit-Vorsitzende, bestätigt: "Von 2009 auf 2010 stieg das Finanzvolumen von 15 auf 25 Millionen Euro, weltweit betrug der Zuwachs 22 Prozent."

Es soll allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass sich bei einer Rendite von höchstens zwei Prozent nicht wirklich um eine profitable Geldanlage handelt, denn wenn die Zinsen steigen, bringt ein klassisches Sparbuch mehr und wenn die Inflation hoch ist, macht man real Verlust. Für den "Anleger" sollte also der gute Zweck im Vordergrund stehen.

Empowerment für Frauen

Den Umstand, dass Frauen zwar 52 Prozent der Weltpopulation ausmachen aber weltweit nur ein Prozent des Grund und Bodens besitzen, werden frauenfördernde Mikrokreditmodelle zwar nicht ändern können. Trotzdem kann mit einer gezielten Vergabe von Mikrokrediten an Frauen, mit der bewussten Förderung ihrer Projekte, der genderbedingten Benachteiligung - zumindest im Kleinen - etwas entgegengesetzt werden. "Mithilfe von Mikrokrediten sind Frauen in vielen Ländern der Welt erstmals in die Lage versetzt, mit eigenen Einkünften den Lebensunterhalt ihrer Familien abzusichern, mehr Selbstständigkeit zu erlangen und ihr Ansehen innerhalb der Familie oder des Dorfes zu heben", so Lenhart. Frauen könnten mit Geld besser umgehen und seien zudem die verlässlicheren KleinkreditnehmerInnen, denn: "Die Rückzahlungsmoral bei Frauen liegt deutlich über der der Männer", so Lehnert. (Meri Disoski, daStandard.at, 4. August 2011)