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Joseph Ratzinger braucht Platz in Madrid.

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Jugendproteste auch.

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Madrid - Zwei Wochen vor dem katholischen Weltjugendtag, zu dem auch Joseph Ratzinger, genannt Papst Benedikt XVI., in Madrid erwartet wird, kommt es in der spanischen Hauptstadt zu Auseinandersetzungen der jugendlichen Protestbewegung "Echte Demokratie Jetzt!" mit der spanischen Polizei. In der Nacht zum Donnerstag versuchten mehrere Hundert Protestanhänger erneut den zentralen Platz Puerta del Sol zu besetzen, nachdem die Polizei am Dienstag die letzten Protestcamps räumen ließ. Die Demonstranten versuchten teilweise gewaltsam, den Platz einzunehmen. Die Polizei riegelte jedoch alle Zugänge zur Puerta del Sol ab.

Die Jugendbewegung, die seit Mitte Mai mit Protestcamps auf dem Platz gegen die Sparpolitik der Regierung, die hohe Arbeitslosigkeit und das Fehlen beruflicher Perspektiven in Spanien protestiert, sieht den Grund für die Räumung im bevorstehenden Besuch Joseph Ratzingers und im Weltjugendtag, der vom 16. bis 21. August in Madrid stattfindet und zu dem insgesamt rund 1,5 Millionen junger Katholiken aus der ganzen Welt erwartet werden. "Man sieht uns als Störfaktor an, der dem Ansehen Spaniens schaden könnte, wenn weltweit Millionen von Zuschauern an ihren Fernsehern den Besuch sehen werden", erklärte eine Sprecherin der Protestbewegung auf Anfrage.

Regierung will Kontrolle zurückgewinnen

Tatsächlich würde es für das krisengeschüttelte Land und die Stadt Madrid, die sich für die Austragung der Olympischen Spiele 2020 bewirbt, international keinen guten Eindruck hinterlassen, wenn der Weltjugendtag und der Ratzinger-Besuch durch Protestcamps gestört würden. Zudem geht es der spanischen Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero bei der Räumung der Lager auch um die Rückgewinnung der Kontrolle.

Eine Massenveranstaltung von der Dimension des katholischen Weltjugendtags mit der Teilnahme Ratzingers erfordert aufwendige Sicherheitsmaßnahmen. So werden auch rund 10.000 Polizisten während der Veranstaltungstage für Sicherheit und Ordnung in der spanischen Hauptstadt sorgen. Die Protestcamps auf der Puerta del Sol hätten sich nur wenige Hundert Meter vom Cibeles-Platz mit dem Rathaus entfernt befunden, wo Papst Benedikt XVI. während eines Kreuzwegs von einem monumentalen Altar zu den Massen von Pilgern sprechen wird.

Unterdessen setzten sich vor allem auch die Geschäfte an der Puerta del Sol mit Blick auf den Weltjugendtag vehement gegenüber der Stadt Madrid für die sofortige Räumung der Protestcamps ein. Die Puerta del Sol mit der umliegenden Fußgängerzone ist nicht nur ein touristischer Mittelpunkt der Stadt, sondern auch das größte Einkaufsviertel der Drei-Millionen-Metropole.

Über eine Million Weltjugendtag-Besucher aus dem Ausland werden erwartet. "Der Weltjugendtag ist genau so bedeutend wie die Austragung Olympischer Spiele. Wir können unsere Plätze in einem solch wichtigen Moment nicht dreckig und von Protestcamps besetzt haben. Welchen Eindruck würden wir damit im Rest der Welt machen?", sagt Igancio Lario, Vorsitzender der Geschäftsvereinigung Apreca. Das zu erwartende Geschäft mit den Besuchern wollen sich die Unternehmer nicht durch die Lappen gehen lassen. Allein im Monat Juni habe man wegen der Protestcamps Einnahmeverluste von 30 Millionen Euro hinnehmen müssen, weil die Touristen der Zone häufig fernblieben, sagte Ignacio Lario gegenüber einem spanischen Radiosender am Donnerstag. (red/APA)