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Michail Prochorow distanziert sich von Nationalisten.

Foto: dapd/Ponomarev

Moskau/Wien - Zum Auftakt der Wahlkampagne von Prawoje Delo ("Rechte Sache") erschüttert ein Skandal die Partei des russischen Oligarchen Michail Prochorow. Ein Streit um die Aufnahme russischer Nationalisten droht die Partei zu spalten. Laut russischen Medien habe die Moskauer Parteiorganisation als Teil der Wahlkampagne Diskussionsrunden zur "russischen Frage" veranstaltet. Daraufhin seien zahlreiche junge Nationalisten, Hooligans und Skinheads der Partei beigetreten.

"Es treten massenweise starke Burschen aus der Hooligan-Szene bei", sagte Boris Nadeschdin der Tageszeitung Moskowskij Komsomolez. "Rechte Sache" sieht sich selbst als liberal und wirtschaftsfreundlich. Sie entstand 2008 durch einen vom Kreml unterstützten Zusammenschluss dreier Parteien: der Demokratischen Partei, der Bürgerkraft und der SPS (Union rechter Kräfte).

Im Mai dieses Jahres wurde der Oligarch Michail Prochorow zum Parteivorsitzenden ernannt. Prochorow ist laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes mit einem Vermögen von 18 Milliarden US-Dollar der drittreichste Russe. Seit der Verhaftung von Yukos-Chef Michail Chodorkowski im Jahr 2003 ist der 46-jährige Prochorow der erste Unternehmer, der sich in der Politik engagiert. Politologen gehen daher davon aus, dass das Engagement Prochorows mit der russischen Führung abgestimmt ist. Die Opposition bezeichnet Prochorow als Marionette von Premier Wladimir Putin.

Prochorow distanzierte sich von den Medienberichten. "Wir haben keine Nationalisten in irgendwelche Parteilisten aufgenommen und werden sie auch nicht aufnehmen. Wir haben mit nationalistischen Bewegungen nichts am Hut", schrieb Prochorow in seinem Blog. Wenn Nadeschdin eine nationalistische Einstellung teile, so sei für ihn kein Platz in der Partei.

Dennoch lässt sich nicht ganz leugnen, dass "Rechte Sache" mit den russischen Nationalisten kokettiert. Mit dem an ein russisches Filmzitat angelehnten Slogan "Die Stärke liegt in der Wahrheit. Wer recht(s) ist, ist stärker!" fischt die Partei Stimmen im ultrarechten Eck. Auch sind die Wahlplakate in den Farben Gelb, Weiß, Schwarz gehalten - den Farben der alten Zarenflagge, die oft auf Neonazi-Aufmärschen zu sehen ist. (Verena Diethelm/DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2011)