Detroit/Rüsselsheim - Der europäische Autobauer Opel hat die Kurve gekriegt: Zum ersten Mal seit Jahren hat die GM-Tochter wieder einen Gewinn eingefahren. Nach all den nervenaufreibenden Spekulationen darüber, dass sich der Mutterkonzern General Motors von seiner Tochter trennen könnte, ist das Balsam für die Seelen der Opelaner.

"Wir liegen ganz klar im Aufwärtstrend", erklärten Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke und der Aufsichtsratsvorsitzende Nick Reilly in einem gemeinsamen Brief an die Belegschaft. Konzernchef Dan Akerson lobte am Donnerstag in Detroit ausdrücklich den gestiegenen Marktanteil in Deutschland. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes erreichte Opel bis zum Juli 8,0 Prozent. In den ersten sieben Monaten des Vorjahres waren es 7,7 Prozent.

Gewinn statt Verlust

Das komplette Europageschäft von General Motors warf im zweiten Quartal operativ 102 Millionen Dollar oder umgerechnet 72 Millionen Euro ab - und das inklusive aller Aufwendungen für den Umbau von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall, wie ein Firmensprecher in Rüsselsheim erläuterte. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 160 Millionen Dollar angefallen.

Es ist jedoch unklar, ob Opel auch im Rest des Jahres profitabel bleiben wird. "Es ist noch mehr zu tun", sagte Konzernchef Akerson. Das zweite Halbjahr ist meist das schwächere in der Branche. Zudem machen die Kosten für die Restrukturierung, höhere Preise für Stahl sowie Währungsschwankungen Opel zu schaffen. Satte Gewinne wird es erst im Jahr 2012 geben, hatte das Management stets betont.

Die Opelaner mussten allerhand Opfer bringen, um aus ihrer Misere herauszukommen: 8.000 Kollegen sind gegangen, mit Antwerpen machte Opel ein komplettes Werk dicht. Zur Jahresmitte arbeiteten bei GM in Europa noch 41.000 Menschen - und die müssen etwa in Rüsselsheim Sonderschichten schieben, weil die Nachfrage nach Autos wie dem kompakten Astra und dem Minivan Meriva so hoch ist.

In der Konzernzentrale in Detroit werden die Fortschritte in Europa wohlwollend zur Kenntnis genommen. Erst jüngst hatte Akerson klipp und klar gesagt: "Opel steht nicht zum Verkauf."

Guter Absatz

Sein Geld verdient General Motors derzeit vor allem in der Heimat. Die Autos aus Detroit verkaufen sich blendend - Pick-up-Trucks und Geländewagen genauso wie neue kompakte Modelle. Der Umsatz im zweiten Quartal stieg um 19 Prozent auf 39,4 Milliarden Dollar, der Gewinn verdoppelte sich sogar beinahe auf unterm Strich 2,5 Milliarden Dollar. "Die Investitionen von GM ins Spritsparen, ins Design und in die Qualität zahlen sich auf der ganzen Welt aus", frohlockte Akerson.

GM dürfte in diesem Jahr wieder zur Nummer eins der Autobranche aufsteigen nach der Zahl der verkauften Wagen. 4,7 Millionen Stück rollten im gesamten ersten Halbjahr vom Band, davon entfielen 670.000 auf die europäischen Fabriken. Der japanische Rivale Toyota hatte GM einst vom Thron gestoßen, leidet jetzt aber unter den Folgen des schweren Erdbebens vom März. Über Monate ruhten weite Teile der Produktion, während GM seine Kapazitäten kontinuierlich aufstockte.

Dabei stand GM noch vor zwei Jahren vor dem Kollaps, genauso wie der kleinere Rivale Chrysler. In beiden Fällen sprang der Staat rettend ein. Mittlerweile kaufen die Amerikaner wieder reichlich Autos und auch in Asien kommen die Modelle gut an. (APA)