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Ein Sarg wird in Homs durch die Menge getragen.

Foto: REUTERS/Social media website via Reuters TV

Amman/Damaskus/Washington - Der syrische Präsident Bashar al-Assad verstärkte am Freitag seine gewaltsamen Aktionen, um die landesweit seit Wochen anhaltenden Proteste im Land zu beenden. Das Militär setzte den Artilleriebeschuss von Hama fort. Nach Angaben von Aktivisten und Menschenrechtlern starben bei dem erneuten Angriff 45 Zivilisten. Seit Beginn der Militärintervention in der viertgrößten Stadt Syriens sind damit 130 Menschen getötet worden.

Demokratieaktivisten hatten für Freitag zu weiteren Massenkundgebungen im ganzen Land aufgerufen, um das seit 1963 herrschende und seit 1970 von der Assad-Sippe dominierte Baath-Regime in die Knie zu zwingen. Der Aufruf am ersten Wochenfeiertag im islamischen Fastenmonat Ramadan stand unter dem Motto "Freitag mit Gott an unserer Seite"

Laut Einwohnerberichten ist nun auch die Stadt Deir al-Zor von Panzern und Soldaten umringt. Unklar ist, ob der Provinzhauptstadt im Osten ein militärischer Überfall wie in Hama bevorsteht. In der Region kam es zu einem Anstieg der Spannungen, nachdem die Geheimpolizei in Damaskus den Kopf des Bakkara-Stammes, Scheich Nawaf al-Chatib, entführt hatte. Al-Chatib hatte seinerseits das Vorgehen der Demonstranten kritisiert.

Mehr als 2000 Tote

Westliche Staaten haben in der Zwischenzeit ihre Sanktionen gegen die syrische Regierung ausgeweitet, um die anhaltende Gewalt zu stoppen. Die US-Regierung setzte einen syrischen Geschäftsmann und Abgeordneten auf die Sanktionsliste, der enge Beziehungen zu Assad pflegen soll. US-Außenministerin Hillary Clinton machte am Donnerstag (Ortszeit) in Washington die syrischen Sicherheitskräfte für den Tod von mittlerweile mehr als 2000 friedlichen Demonstranten verantwortlich.

Der prominente Oppositionelle Michel Kilo sprach sich am Freitag in einem ORF-Radiointerview im Ö1-Mittagsjournal gegen ein Eingreifen von außen aus. Dies könnte laut Kilo zu einem ausufernden Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen führen.

Der Uno-Sicherheitsrat hatte Syrien am Mittwochabend in New York in einer Erklärung seines Vorsitzenden verurteilt. Eine erhoffte Resolution war am Widerstand der Veto-Mächte Russland und China gescheitert.

Kurz darauf leitete Assad neue Parteien- und Wahlgesetze in die Wege. Diesen maß die Opposition am Freitag jedoch keine Bedeutung bei, da neue Parteien die führende Rolle der herrschenden Baath-Partei im Staat anerkennen müssen. (Reuters, dpa, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2011)