Wien - Die metabolische Chirurgie ist ein Gebiet der Chirurgie, das sogenannte bariatrische Operationen mit dem Ziel der Gewichtsreduktion und der Senkung metabolischer (den Stoffwechsel betreffender) Begleiterkrankungen umfasst. Zurzeit ist die metabolische Chirurgie als vielversprechende Option für die Behandlung von Diabetes Typ 2 bei fettleibigen Patienten im Gespräch. Abe Fingerhut äußerte im Namen der United European Gastroenterology Federation (UEGF), dass der Nutzen der bariatrischen Chirurgie bei der Behandlung metabolischer Komorbiditäten, insbesondere Diabetes Typ 2, nicht länger in Frage gestellt werden könne. Daher müsse die metabolische Chirurgie als ergänzende Behandlungsform zu den anderen medizinischen Diabetestherapien bei fettleibigen Patienten in künftigen europäischen Richtlinien mit berücksichtigt werden.

Effektive Maßnahme

„Die Belege dafür, dass selbst ein moderater Gewichtsverlust bei übergewichtigen oder fettleibigen Patienten mit Diabetes Typ 2 die klinischen Ergebnisse verbessern kann, sind mittlerweile überwältigend", so Fingerhut vom Centre Hospitalier Intercommunal de Poissy-Saint-Germain in Poissy, Frankreich. „Bariatrische Operationen sind eine effektive Maßnahme, um einen Gewichtsverlust herbeizuführen. Darüber hinaus jedoch verdichten sich die Hinweise darauf, dass einige dieser Eingriffe zu metabolischen Verbesserungen führen, die durch den Gewichtsverlust allein nicht vollständig erklärt werden können. Denn bei einigen Patienten sind schon sehr kurze Zeit nach einer Magenbypass-Operation - also noch bevor es zu einem signifikanten Gewichtsverlust kommt - nachhaltige Verbesserungen zu beobachten."

In welchem Maße metabolische Verbesserungen erzielt werden, hängt von der Art des chirurgischen Eingriffs ab. Im Allgemeinen gilt: Je umfangreicher der Eingriff, desto größer die Verbesserung. Allerdings, so Fingerhut, sei die Wahl des Eingriffs alles andere als standardisiert und auch die Erfahrung des Operationsteams, die Einstellung des Patienten zum Nutzen und den Risiken des Eingriffs, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, die Dauer des Diabetes Typ 2 sowie eventuelle Folgeerkrankungen (z. B. Netzhauterkrankung) müssten mit in die Überlegungen einfließen.

Individualisierte Eingriffe

„Roux-en-Y-Magenbypässe, verstellbare Magenbänder, BPD (bilopankreatische Diversion), BPD-DS (biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch) und Magenverkleinerungen sind allesamt wirksame Formen der metabolischen Chirurgie", so Fingerhut. „Die Kriterien zur Auswahl geeigneter Patienten für eine metabolische Operation müssen jedoch noch festgelegt werden."

Zwei kürzlich publizierte, kontrollierte klinische Studien haben bestätigt, dass bei Patienten mit Diabetes Typ 2 nach einer bariatrischen Operation eine signifikante Verbesserung eintreten kann. Diese Ergebnisse wurden kürzlich durch eine Cochrane-Studie bestätigt.

Die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen über den Nutzen metabolischer Chirurgie für Diabetespatienten wurden im März 2011 auf dem 2. World Congress on Interventional Therapies for Type 2 Diabetes in New York (USA) vorgelegt. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass bariatrische Chirurgie für das Management von Diabetes Typ 2 bei moderat und schwer fettleibigen Patienten kosteneffektiv ist.

Ergänzende Therapie

„Die Ergebnisse aller dieser Studien sind ein überzeugender Beleg für die wichtige Rolle, die der metabolischen Chirurgie in der Behandlung von Diabetes Typ 2 bei übergewichtigen oder fettleibigen Patienten zukommt", so Fingerhut, Präsident der European Association for Endoscopic Surgery (EAES), eines Mitgliedsverbands der UEGF. „Da ein adäquates Management der Erkrankung mit den heute gängigen medizinischen Behandlungen sowie einer Änderung der Lebensweise oft nicht möglich ist, halte ich es für angebracht, die metabolische Chirurgie als ergänzend zu anderen medizinischen Therapien in Erwägung zu ziehen und bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes Typ 2 in Europa früher darauf zurückzugreifen, statt einen chirurgischen Eingriff als letztes Mittel zu betrachten. Diese Ergebnisse müssen jedoch gegen die potenzielle Morbidität bei der bariatrischen Chirurgie abgewogen werden."

Darüber hinaus muss betont werden, dass solche Operationen ausschließlich in Fachzentren und nach klaren Richtlinien durchgeführt werden sollten, ausgearbeitet von wissenschaftlichen Fachverbänden, die sich mit solchen Therapien und Pathologien befassen." (red)