Wien/Laxenburg - Bildung gilt als ein Schlüssel zur Verbesserung von Lebensumständen und Gesundheit in Entwicklungsländern. Um die Sterblichkeit von Kindern in armen Ländern zu reduzieren, könnte aber die Bildung von Müttern sogar einen größeren positiven Einfluss haben als der Wohlstand innerhalb eines Haushaltes. Zu diesem Schluss kamen DemografInnen vom Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ).

Bildung sowie Ressourcen des Haushaltes gelten gemeinhin als wichtige Indikatoren für sozioökonomische Lebensverhältnisse. Doch wenn es um die Mortalität des Nachwuchses in armen Ländern geht, könnte die Studie ein Wegweiser für die Entwicklungspolitik darstellen: Relativ zum Einkommen oder Wohlstand hat die Bildung der Mutter einen gewichtigeren Einfluss auf das Überleben von Säuglingen.

Auf Basis von Geburten- und Sterbedaten aus rund 40 sogenannten Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Lateinamerika (Demographic and Health Surveys) untersuchten die IIASA-Forscher den Zusammenhang zwischen der Überlebenschance des jüngsten Kindes im ersten Lebensjahr, dem Bildungsgrad der Mutter und dem Wohlstand innerhalb des Haushaltes.

"Die Ergebnisse zeigen, dass in den meisten Ländern und unter fast allen angewandten Modellen die Bildung der Mutter mehr für das Überleben des Kindes zählt als der Wohlstand", schreiben die IIASA-ForscherInnen um die Erstautorin Regina Fuchs in der im Wiener Jahrbuch für Bevölkerungsforschung erschienen Studie.

Imitieren von Verhaltensweisen

Es überrascht kaum, dass bei Müttern mit wenig oder keiner Schulbildung und zugleich geringem Wohlstand es laut Studie "viel häufiger" zum Tod des Kindes kommt als bei jenen, die sowohl mit Bildung als auch mit materiellen Gütern ausgestattet sind. Die Bedeutung des Bildungsaspektes unterstreicht aber ein anderes Teilergebnis: Auch in reichen Familien mit unterdurchschnittlich gebildeten Müttern kommt es häufiger zu Todesfällen als in armen Familien mit "gebildeten" Müttern.

"Der Effekt, einer höheren Bildungsschicht anzugehören, ist besonders ausgeprägt in asiatischen und lateinamerikanischen Ländern: Bangladesch, Kambodscha, Indien, Bolivien oder Kolumbien - Länder, in denen es im Allgemeinen eine bestehende Population von gebildeten Frauen gibt", sagte Fuchs. Dies könne beispielsweise durch das Imitieren von Verhaltensweisen von anderen, besser gebildeten Frauen in der Gemeinde erklärt werden.

Zusammenhang von Bildung und Wohlstand

Auf den Zusammenhang, dass mehr Bildung meistens auch zu mehr Wohlstand führt, konnte laut den AutorInnen nicht eingegangen werden. Dieser müsse wie auch der Einfluss anderer möglicher Faktoren, etwa jener von gesundheitsbewusstem Verhalten oder mehr Autonomie von Frauen innerhalb der Familie, noch erhoben werden. Aber man habe gezeigt, dass der mütterlichen Bildung - als ein veränderbarer Faktor - gegen Kindersterblichkeit eine höhere Bedeutung zukommt als nur Einkommen oder Wohlstand. (APA)