Gesamtgehzeit 8 Stunden, Höhendifferenz 1500 Meter. Ennstaler Hütte bis Ende Oktober bewirtschaftet. ÖK25V Blatt 4208-Ost (St. Gallen) und 4309-West (Hieflau), Maßstab 1:25. 000

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Grafik: DER STANDARD

Die Schönheiten der Gesäuseberge muss man nicht extra propagieren, die Besteigung vieler im Nationalpark liegenden Gipfel erweist sich als nicht unproblematisch, denn sie sind oft nur auf Kletterrouten erreichbar. Eine Ausnahme bildet der im Osten gelegene Tamischbachturm, aber auch dieser verlangt wegen der beachtlichen Höhendifferenz von 1500 Metern Ausdauer und gute Kondition. Mit einer Übernachtung in der Ennstaler Hütte geht es leichter.

Der Berg faszinierte schon früh die Bergsteiger, das geht aus der Tatsache hervor, dass an dem zum Gipfel führenden Westkamm 1885 die erste Schutzhütte der Ennstaler Alpen entstand. Der bekannte Wiener Alpinist Hans Schwanda bezeichnete den Tamischbachturm als den Fujiyama des Ennstales, der Name leitet sich angeblich von tamisch, das meint verrückt oder irr, ab, was allerdings nicht unwidersprochen blieb. Am meisten fürchtete man den Berg bei der im Jahre 1872 eröffneten Kronprinz- Rudolf-Bahn, denn die Gleise oberhalb von Hieflau liegen im "Wirkungsbereich" der Tamischbachturmlawine, welche die Strecke meterhoch verlegen konnte. Der Bahnhofsvorstand von Hieflau war daher mit besonderen Vollmachten ausgestattet, um jederzeit die Züge stoppen zu können.

Obgleich der Berg an Höhe nicht an die Erhebungen wie Großer Buchstein oder Hochtor heranreicht, gilt sein Gipfel als besonderer Aussichtspunkt. So heißt es im Gesäuseführer: "Die Aussicht vom Tamischbachturm ist äußerst umfassend, sie bietet zugleich ein einheitlich schönes Bild und gehört zu den lohnendsten Gipfelrundsichten in den Ennstaler Bergen. Das St. Gallener Tal ist mit allen seinen Ansiedlungen zu übersehen, und im Norden erblickt man in der Tiefe bei Groß-Reifling abermals Teile des Ennstales mit der Enns. Die Fernsicht reicht vom Großglockner, Dachstein und Großem Priel bis zum Wiener Schneeberg, und vom oberösterreichischen Flachland bis zur Gleinalpe und zur Petzen."

Im Gesäuse - das in sehr vielen Publikationen nur noch als Gseis oder Xeis aufscheint - ist die alpine Welt noch heil, das merkt man an den vielen, zum Teil sonst sehr seltenen Pflanzen und an der Tierwelt, in der auch Steinadler, Auer- und Birkhahn sowie Mauerläufer ihren Platz haben.

Die Route: In der Nähe des Bahnhofs Gstatterboden - in dem allerdings nur ein Zugpaar an Wochenenden und Feiertagen hält - beginnt die rote Markierung, auf der man lange recht gemütlich ansteigt. Über das Kropfbründl erreicht man die Hörantalm, ab der Talstation der Materialseilbahn wird es steil. Man passiert das Butterbründl und gelangt zum Westkamm und zur Ennstaler Hütte. Gehzeit ab Gstatterboden drei Stunden.

Über den sanft geneigten, aussichtsreichen Höhenrücken geht es in 1½ Stunden weiter zum Gipfel des Tamischbachturms. Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, bis zur Hütte braucht man eine Stunde, weitere 2½ Stunden bis Gstatterboden. Die Variante von der Hütte über die Hochscheibenalm nach Gstatterboden bringt keine wesentlichen Vorteile. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/06.08.2011)