Christian Mayer (Skulptur vorn) und Sonia Leimer sind zwei der Künstler, die Severin Dünser für die Sonderschau der Art Bodensee, "Fokus Wien", ausgesucht hat.

Foto: Severin Dünser

Palmen machen auch nicht glücklich, steht auf einem zusammengezimmerten Schild. Eine ebenso trotzige wie weise Erkenntnis, die in einem Sommer, der keiner ist, trösten oder im Inneren einer Messehalle, wenn draußen dann doch einmal die Sonne scheint, zu trösten vermag. Es ist Christine Lederer, die die Besucher der Art Bodensee mit ihren sehr unmittelbaren Wort-Bild-Kompositionen auf Holz oder auch einem Papiertaschentuch lächeln macht.

Poetisches wie "Die Sehnsucht treibt die Sonne durch den Schatten" ruht auf den Streifen eines Stück Stoffes. Lederer ist die "rookie of Art Bodensee". Mit der Kür des "Frischlings" verbunden ist ein kleines Solo auf der Messe, das die 34-jährige Bludenzerin gut nutzen konnte. Neben einem Ankauf für die Sammlung der Messe gingen auch andere Blätter - darunter zwei sehr kleine, mit 150 Euro auch sehr günstige - an einen neuen Besitzer.

Inspirierendes Flanierparket

Günstig war das Zauberwort der zum elften Mal stattfindenden Messe in Dornbirn, die vergangenes Wochenende zu Ende ging und mit 5000 Besuchern die Vorjahreszahlen hielt. Die Bodenseeregion ist kein internationales Sammlerparket, und so flanieren hier Kunstinteressierte, die Inspiration fürs Eigenheim suchen und bis zu 3000 Euro für Kunst ausgeben. Zu nutzen wussten das etwas die beiden Finninnen Mirva Dachser und Krista Ellala, die die Galerie "Arktika" im Marktoberndorf in Allgäu führen und etwa Radierungen von Tiina Kivnen um 640 Euro im Angebot haben. Oder für die ganz kleine Börse: "Das aufrechte Bild zwischen 50 und 70 Euro. Das Projekt des Vereins Kunst.Vorarlberg stellt jedem Künstler den gleichen, kleinen Stehrahmen zur Gestaltung zur Verfügung. ("Mach dein Ding", stand ganz programmatisch auf einem von ihnen.)

Etablierteres gibt es etwa bei den beiden Liechtensteiner Galerien: "Am Lindenplatz" in Vaduz bietet etwa Markus Prachensky und Heinz Mack an; die zum ersten Mal auf der Art Bodensee vertretene EMB Art Contemporary aus Triesen hat neben textilen Stillleben, die die junge Nicola Hanke im Medium Öl umsetzt, auch Malerei von Hubert Scheibl oder Walter Vopava und sogar zwei kleine Werke von Arnulf Rainer im Angebot, die aus einer Privatsammlung wieder auf den Markt gelangen. Ein Solo gab es auch bei Lisi Hämmerle aus Bregenz: Künstlerin Barbara Husar, die am Sinai eine Ziegenherde hält und in der Wüste ihren Akku auflädt und die Verbindung zum Himmel herstellt, hat eine Art Oase, eine Zuflucht aus Planen in der Messehalle gebaut.

Stimmung besser als Geschäfte

"Das Publikum ist sehr interessiert hier", sagt Helmut Hartmann, der einzige Wiener Galerist auf der Messe, über die angenehme Atmosphäre. Aber die Geschäfte, die könnten durchaus besser sein, klagt nicht nur er.

Isabella Marte, die seit dem Frühjahr 2011 gemeinsam mit Sonja Allgäuer bemüht ist, der Art Bodensee frischen Wind zu verleihen, sieht jedoch Potenzial am Standort. Es gebe schon Sammler in Vorarlberg. Es ist Geld da. Nicht alles werde auf einer Messe gleich gekauft und mitgenommen. Den regionalen Charakter aufzulösen, eine gute Mischung auch an internationalen Galerien herzubringen und insbesondere für das Publikum entsprechende Rahmenpakete zu schnüren, sind wichtige Schritte, um sich ein eigenständiges und zum Überleben wichtiges Profil zu erarbeiten.

Die wichtigste und mit großer Neugier angenommene Neuerung ist die Sonderschau "Fokus Wien", die Severin Dünser, Leiter des Wiener Kunstvereins Coco, kuratierte. Er zeigte anspruchsvolle Positionen wie u. a. Nadim Vardag, Sonia Leimer, Hans Schabus, Annelies Oberdanner und holte damit im Grunde auch deren Wiener Galerien, Kargl, Nächst St. Stephan, Engholm oder Layr mit ins Boot. So könnte die Zukunft der Messe ausschauen, sagt Marte: aus einem klassischen und einen kuratierten Teil.

Eine Messe in Veränderung, zu der Martin Waldes (Galerie Krinzinger) Skulptur Threshold ein passendes Bild schuf: In einer Türlaibung klebt oben ein Silikonklumpen, der sich in langen Fäden, Zapfen und immer neuen Formen auf den Boden ergießt. Ist dieser Formenwandler "abgetropft", nimmt man den Batzen und startet das Formenspiel neu. (Katrin Feßler, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 6./7. August 2011)