Die wichtigsten Indizes wie der Stoxx 600 und der S&P 500 sind über 9% im Minus. Sowohl in den USA als auch in Europa hat es insbesondere zyklische Sektoren wie Rohstoffe und Industrie am stärksten betroffen. Hier beträgt das Minus zwischen 12-17%. Defensive Sektoren konnten in diesem Umfeld outperformen und sind mit Performances von Minus 3-4% (Telekoms) noch glimpflicher davongekommen.

Aus aktuellem Anlass publizieren wir heute einen Spezialteil im internationalen Teil des Equity Weekly. Im Folgenden sind die wichtigsten Trends zusammengefasst die zu dem Ausverkauf an den Märkten geführt haben.

Zusammenfassung

Die Angst vor Staatsbankrotten, jedoch insbesondere Konjunktursorgen belasten derzeit die Aktienmärkte. Daher finden im Moment massive Zuflüsse in defensive Assetklassen statt. Die starke Befestigung des Frankens, der ungebremste Anstieg des Goldpreises, sowie sinkende Renditen der als sicher eingeschätzten deutschen und amerikanischen Anleihen sind die Folge. Wir erwarten eine Fortsetzung dieses Trends in den kommenden Monaten. Die Hauptgründe dafür sind:

Wichtige Frühindikatoren signalisieren eine Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums. Der Globale Einkaufsmanagerindex befindet sich in einem Abwärtstrend. Im Juli notierte er bei nur noch 50,6 Pkt. Das ist der tiefste Stand seit Juli 2009. Die Wachstumsaussichten verschlechtern sich dabei sowohl in den entwickelten Nationen als auch in den Emerging Markets. Die anhaltend hohe Inflation in China, Indien und Brasilien wird zu weiteren Zinserhöhungen führen. Zudem wird in China die steigende Anzahl an ausfallenden Krediten das Wirtschaftswachstum bremsen.

Die historisch den Aktienkursen vorlaufenden Veränderungen der Gewinnrevisionen zeigen global einen negativen Trend. Anders als während der wirtschaftlichen Schwächephase Mitte 2010 betreffen die Abwärtsrevisionen jetzt alle 10 Wirtschaftssektoren.

Verschuldungskrise noch nicht gelöst. Die Investoren haben die letzten „Lösungen" der Politiker nicht honoriert. Seit dem letzten Rettungspaket sind die Preise von italienischen und spanischen Anleihen weiter gefallen. Auch die technische Analyse des europäischen Banken Indexes lässt auf weitere Kursverluste schließen.

Die Aufwärtstrends wichtiger Aktienindizes sind laut unseren technischen Analysen gebrochen und in einem Abwärtstrend übergegangen. Defensive Sektoren zeigen zudem vermehrt relative Stärke. Dies war historisch oft ein Signal für eine längere Trendumkehr des Marktes. Die Saisonalität ist außerdem derzeit schwach und spricht gegen Investitionen in Aktien.

1. Die globalen Wachstumsperspektiven verschlechtern sich

Die Frühindikatoren der Wirtschaft zeigen einen Abwärtstrend. Im Juli notierte der globale Einkaufsmanagerindex bei nur noch 50,6 Pkt. Das ist der tiefste Stand seit Juli 2009. Die Komponente der
Auftragseingänge sank von 51,0 auf 49,9 Punkte. In den USA wurde das BIP in Q1 auf lediglich +0,4% nach unten revidiert. Vor der Revision waren +1,9% ausgewiesen worden. Der ISM Index für Juli signalisiert mit einem Stand von 50,9 Punkten nur noch eine Stagnation der US- Wirtschaft.

Auch in Europa und den wichtigsten Emerging Markets sind die Frühindikatoren für das Wirtschaftswachstum fallend. Besonders die Wirtschaftsdaten in den Emerging Markets haben in den letzten
Monaten erstmals seit 2009 wieder negativ überrascht (siehe Chart rechts unten). Ein Hauptgrund dafür ist, dass China, Indien und Brasilien zurzeit stärker als erwartet unter hohen Inflationsraten  eiden. Der Anstieg wurde durch zu späte Zinsanhebungen und stark gestiegenen Rohstoffpreisen hervorgerufen. Unserer Ansicht nach haben die Zentralbanken in diesen Ländern keine andere Wahl, als weitere Zinsanhebungen vorzunehmen. Das wird das Wachstum weiter bremsen. Indien musste diese Woche die BIP Prognose für 2011 schon von 9% auf 8,2% senken.

Die Veränderung der Gewinnschätzungen hat stark nachgelassen und ist in vielen wichtigen Märkten/Regionen negativ. Das Verhältnis von positiven zu negativen Gewinnrevisionen ist einer der
verlässlichsten Indikatoren für die Richtung des Aktienmarktes. Die Ratio ist sowohl im MSCI World Aktienindex als auch im MSCI Emerging Markets Index negativ. Ein Blick auf die Revisionstätigkeit innerhalb der 10 wichtigsten Sektoren im MSCI World zeigt, dass alle Branchen betroffen sind. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass es in den nächsten Monaten zu weiteren Kursverlusten kommen wird, da seitens der Gewinnentwicklung keine positiven Impulse für Aktien zu erwarten sind.

2. Das Risiko einer Ausbreitung der Staatsfinanzkrise in Europa bleibt.

Die sich derzeit abschwächende wirtschaftliche Erholung in Italien und Spanien erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Anleihenpreise in diesen Ländern weiter fallen. Wie in der Tabelle auf Seite 2
dargestellt, signalisieren die Einkaufsmanagerindizes in Spanien weiter eine sinkende Wirtschaftsleistung (45,6 Pkt.) und in Italien eine Stagnation (50,1 Pkt.). Zudem hat der Markt den angekündigten Sparprogrammen in beiden Ländern wenig Vertrauen entgegengebracht, wie an den gestiegenen Renditen auf Staatsanleihen und den CDS Preisen abzulesen ist. Erst eine langfristige Lösung des Schuldenproblems könnte unserer Ansicht nach die Märkte nachhaltig beruhigen. Bis dahin werden die Aktienkurse von Banken und Versicherungen, die Staatsanleihen dieser Länder halten, weiter unter Druck kommen.

3. Die technische Situation der Aktienindizes ist angeschlagen.

Die technischen Aufwärtstrends wichtiger Aktienindizes sind gebrochen und mittlerweile in einem Abwärtstrend übergegangen. Zyklische Sektoren zeigen weiters relative Schwäche und der Dow Jones
Transport-Index ist seit Jahresbeginn bereits -6,5% schwächer als der Dow Jones Industrial. Solche Divergenzen sind meist eine Frühindikation für eine Abschwächung der US-Leitindizes.

4. Der kurzfristige technische Ausblick:

In der Vergangenheit haben Aktienmärkte in so kurzer Zeit bei einem Crash nur in seltensten Ausnahmen (Lehman, 1987) mehr als 20% an Wert von ihrem Peak verloren. Spätestens dann kommt es zu einem zumindest kurzfristigen Anstieg von 5-10% ehe ein Test der Tiefpunkte einsetzt. In diesem Chart ist dies am Dax Ende 2007 zu erkennen. Es empfiehlt sich ein Augenmerk auf EUR/CHF zu haben. Hier hat sich die steigende Risikoaversion als erstes manifestiert. Ein Bruch unter die Marke von EUR 1,07 wäre ein sehr negatives Zeichen für den Aktienmarkt und würde zu weiteren Verkäufen von Risikoassets wie Aktien führen.

Am Dienstag zu Mittag ist der Stoxx 600 unter diese wichtige Unterstützung bei 260 Punkten gefallen und die ersten Stopps wurden ausgelöst. Danach beschleunigte sich das Tempo des Abgabedrucks. Das Wichtigste was man daraus lernen muss ist, dass es in einer Aktienwelt, wo Schätzungen zufolge in den USA schon über 50% des Handels mit algorithmischen Tradingprogrammen stattfinden Stopps auf alle gehaltenen Aktien unverzichtbar sind! Diese Programme wirken nämlich trendverstärkend und sind oft auf Momentumstrategien ausgelegt. Die Folgen sind an den Aktiencharts der letzten Tage ablesbar.

Ausblick:

Am Dienstag steht das FOMC Meeting der Fed auf dem Kalender. Viele Marktteilnehmer erwarten, dass es vielleicht schon eine Ankündigung eines QE3 oder eines ähnlichen Eingreifens der FED geben könnte, um der sich verschlechternden Konjunktur in den USA entgegen zu wirken. Es ist jedoch unklar, ob eine solche Ankündigung, wie sie vor ca. einem Jahr vor QE2 stattgefunden hat, wieder zu einer Hausse an den Aktienmärkten führen wird. Der Markt könnte es auch so interpretieren, dass die Wirtschaft in den USA in einer so schlechten Verfassung ist, dass ein neuerliches, sehr umstrittenes (!) QE notwendig ist um die Wirtschaftsprobleme zu bekämpfen.

Wir sehen im Moment keine lang- bis mittelfristige Umkehr der Risikoaversion an den Märkten. Der Nachrichtenfluss wird unseren Einschätzungen zufolge nicht gut ausfallen und der Ausblick für die Weltkonjunktur ist im Moment gedämpft.

Kursanstiege von den Unterstützungsniveaus auf denen wir uns jetzt befinden, sollten in den kommenden Wochen als Verkaufsgelegenheiten genutzt werden. Gleichzeitig sollte man (ca. 1-2%) unter
den derzeitigen Lows der Kurse Stopps platzieren, um bei einer weiteren Panik, die wir für nicht wahrscheinlich aber im Extrem durchaus für möglich halten, die Verluste in Grenzen zu halten. Im Moment halten wir es für opportun auf einen 5-10% Anstieg der Indizes zu warten, um dann die Aktienquote zu reduzieren.