Zagreb - Demonstratives Lob für mutmaßliche Kriegsverbrecher: Zum Jahrestag der Rückeroberung der serbischen Krajina durch kroatische Truppen hat Ministerpräsidentin Jadranka Kosor am Freitag in Knin den Einsatz der beiden Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac in der damaligen Armeeaktion gewürdigt. "Ohne die Operation Sturm und ohne die Kommandanten, die sie ausführten, wären wir heute nicht hier", sagte Kosor unter großem Applaus bei einer Staatsfeier in der ehemaligen Serbenhochburg.

"Ich richte einen besonderen Gruß an alle Verteidiger Kroatiens, an alle kroatischen Generäle, insbesondere an die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac", sagte die national-konservative Politikerin bei der im Fernsehen übertragenen Staatsfeier. Das Haager UNO-Tribunal hatte die beiden Generäle im April zu 24 und 18 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen während der Operation "Sturm" verurteilt. Tribunalsangaben zufolge starben damals 324 serbische Zivilisten, 90.000 Serben wurden vertrieben. Knin, die Hauptstadt der international nicht anerkannten "Serbischen Republik Krajina", fiel am 5. August 1995.

Wahlkampf

Beobachter sehen Kosors Geste im Zusammenhang mit den in wenigen Monaten stattfindenden kroatischen Parlamentswahlen. Die regierende Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) befindet sich in einem Umfragetief. Sie braucht dringend den Zuspruch des nationalistischen Lagers, um die drohende Abwahl zu verhindern.

Der serbische Präsident Boris Tadic hatte am gestrigen Donnerstag an einem Gedenkgottesdienst für die Opfer der kroatischen Armeeaktion in Belgrad teilgenommen. "Die Bürger Serbiens weinen wegen der unschuldigen Opfer und würdigen sie", sagte Tadic. Sein kroatischer Amtskollege Ivo Josipovic, der mehrere Initiativen zur Versöhnung der Balkan-Völker gestartet hat, warb unterdessen um Verständnis für die kroatischen Siegesfeiern. "Wir Feiern nicht den Krieg, sondern den Frieden und die Freiheit, die durch diesen Sieg sichergestellt wurden", sagte er in Knin, wo am Freitag auch ein großes Denkmal für die Armeeaktion enthüllt wurde. Die "glänzende" Armeeoperation dürfe nicht befleckt werden durch "unehrenhafte Taten" einzelner Personen, "die für Kriegsverbrechen gegen serbische Bürger verantwortlich sind". (APA)