Es gibt so wenig Erfreuliches. Man sollte daher keine Gelegenheit, sich zu freuen, unvermerkt vorübergehen lassen. Einen Freudentaumel bei vielen Menschen dürfte "Österreich" am Donnerstag mit der Sensation hervorgerufen haben: Fiona krönt die See-Society. Fiona Swarovski und Karl-Heinz Grasser haben sich zum 15-Jahre-Jubiläum von Hannes Jagerhofer am Wörthersee angekündigt. Es soll sich bei diesem Jubiläum um eine VIP-Sause handeln - anders als Sause kann man ein Ereignis wohl kaum bezeichnen, bei dem Fiona die See-Society krönt. Man erwartete glitzernde Gäste, und auch weniger glitzernde. Das Blatt schien aber gewisse Zweifel zu haben, wie ernst man eine Ankündigung glitzernder Gäste nehmen darf, hieß es doch nach deren Vermeldung: Spannend wird auch, ob tatsächlich Karl-Heinz Grasser mit Kristall-Lady Fiona Swarovski auftauchen wird. Wenn sich die Leser von "Österreich" nur nicht zu früh gefreut haben! Schließlich beharrt Beach-Boss Jagerhofer: "Sie haben mir für alle drei Tage zugesagt." Kunststück: Das Paar besitzt seit einem Jahr ein eigenes Haus in Maria Wörth, von dem "Österreich" einiges berichtet hatte, wie es ihr eigenes wurde.

Fiona mag die See-Society krönen, das macht sie noch lange nicht zum liebsten Gast am Wörthersee. Denn Jagerhofers liebster Gast wird es wohl nicht zum Event schaffen: Hund Winnie (eineinhalb Jahre). "Er hat eine Magenverstimmung" - vielleicht nur eine Ausrede, weil ihm die Sause am Schwanz vorbeigeht. Oder Winnie wollte Fiona keine Konkurrenz bei der Krönung der See-Society machen.

Noch viel mehr Grund zur Freude lieferte "News", vor allem den Wienerinnen und Wienern. Es ist nämlich so, dass in der "Kronen Zeitung" der abgehalfterte Chefredakteur des Familienblattes "Heute", ein Richard Schmitt, seit Wochen eine Kampagne gegen Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner reiten darf. Sein Einfallsreichtum dabei zeugt von einem wachen Geist, es ist nur die Frage, wie weit es sich dabei um seinen eigenen handelt. So ging es ihm zuletzt am 23., am 25. und am 31. Juli stets um dasselbe: Unser Wiener Geld darf nicht länger im Geheimen verzockt werden können. Denn: Wiens SPÖ-Regierung steckte 1, 7 Milliarden in die private AZV-Stiftung. Zehn Jahre später scheint sich nun zu bestätigen, dass bei dieser Investment-Aktion fast 90% des Wertes vernichtet worden sind. Daher die Mahnung Schmitts: Schon längst hätte SPÖ-Finanzstadträtin Renate Brauner dafür zu sorgen, dass der Rest des Geldes wieder absolut transparent uns Steuerzahlern fixe Zinserträge bringt.

Eine bescheidene Bitte, der wenig Erfolg beschieden war. Daher zwei Tage später die nächste Mahnung. Jetzt find ich 's aber doch schon fast herzig, dass von der aktuellen SP-Regierung niemand auf diese (von einer renommierten Wirtschaftsauskunftei bestätigte) Katastrophen-Meldung reagiert. Will Finanzstadträtin Renate Brauner noch immer nicht eingreifen und zumindest den Rest unseres Geldes retten? Das wollte sie bis zum 31. Juli trotz Drängen Schmitts offenbar nicht. Die Reaktion der Finanzstadträtin darauf? Anstatt pronto den letzten Rest des Geldes irgendwie noch zu retten, plaudert Renate Brauner schon über die nächsten Preiserhöhungen bei Strom, Gas und Müll.

Und was noch musste Schmitt feststellen? Allerheftigst säuerlich soll die Finanzstadträtin sein, weil eine unabhängige Tageszeitung einfach ihrer Aufgabe nachkommt. Vielleicht spart sich ja die Frau Stadtrat einfach die nächste Stellungnahme und startet lieber endlich eine geniale Rettungsaktion für das Geld der Wiener.

Ob das ganzseitige Inserat der Vizebürgermeisterin samt ihrem Bildnis auf der direkt anstoßenden Seite die von Schmitt geforderte geniale Rettungsaktion für das Geld der Wiener sein sollte, sei dahingestellt. Aber jetzt der von "News" gelieferte Grund zur Freude: ,Die Vizebürgermeisterin Brauner hat meine volle Rückendeckung', sagte in einem Interview zu den Angriffen der ,Krone' kein Geringerer als der Bürgermeister.

Seine volle Rückendeckung sah so aus: Ich kann mir dies nicht erklären. Die materiellen Argumente, die ich gehört habe, kann und will ich nicht glauben, weil das äußerst unangenehme Schlüsse zulassen würde. Die Inhalte, die gegen sie vorgebracht wurden, grenzen ans Absurde. Ich sehe also keinen einzigen Grund, die Stadträtin abzulösen. - Wenn sich nicht einmal mehr der Bürgermeister die "Krone" erklären kann, dann grenzt das in der Tat ans Absurde. (Günter Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.8.2011)