Die Vorstellung der vier neuen Kandidaten für die Ministerposten im Parlament hätte nicht reibungsloser verlaufen können. Nur zehn Minuten sprach der Regierungschef, und noch am selben Tag wurden alle vier Kandidaten als Minister bestellt. Parlamentspräsident Ali Larijani griff direkt in die Debatte ein und forderte die Parlamentarier auf, den Kandidaten für das Ölministerium, Rostam Ghasemi, zu bestätigen.

Die Iraner und Iranerinnen sehen darin einen Wink von oben an das Parlament. Alle Kandidaten und Redner beriefen sich auf die Wortmeldungen des religiösen Führers über die Einigkeit und versuchten sich gegenseitig mit ihrer bedingungslosen Unterstützung der Aufforderung Khameneis zu überbieten. Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad wurde nur am Rande erwähnt. Ayatollah Ali Khameini hatte eine Woche vorher die Parlamentarier aufgefordert, mit ihrer Kritik am immer mehr isolierten Ahmadi-Nejad maßvoller umzugehen.

Der neue Ölminister Rostam Ghasemi wurde mit einer überwältigenden Mehrheit von 216 von 246 anwesenden Parlamentariern bestätigt. Auch die drei anderen Kandidaten erhielten mehr Stimmen als erwartet. Als der Parlamentsabgeordnete Ali Motahari seine Bedenken über eine Einflussnahme der Revolutionsgarden auf das Ölministerium kundtat, würgte Larijani die Debatte ab.

Ghasemi hat bisher das größte Wirtschaftsunternehmen der Revolutionsgarden, das hauptsächlich im Bereich der Ölindustrie tätig ist, geleitet. Er steht auf der US-Sanktionsliste. Bei seiner Vorstellung kündigte der neue Ölminister an, dass er versuchen werde, mehr ausländisches Kapital für die Ölindustrie an Land zu ziehen. Im Iran wird gerätselt, wie einer das tun wird, dessen Aktionsradius wegen der Sanktionen stark eingeschränkt sind.

Wegen des US-Boykotts sind viele ausländische Banken nicht in der Lage, Geldüberweisungen in den Iran zu tätigen. Deswegen können mehrere Länder, darunter Indien, Südkorea und vor allem China, ihre Ölrechnungen nicht mehr begleichen. China schuldet Teheran nach inoffiziellen Angaben 30 Milliarden Dollar. Eine harte Nuss für Ghasemi. (N. N. aus Teheran* /DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2011)