Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Der Sommer bringt im ORF die Sommergespräche. Wie diese Tradition begonnen hat, daran erinnert sich keiner mehr so genau, aber was in Österreich einmal Tradition ist, muss bleiben. Wurscht was, also kommen neben den Mörbischer Operetten, den Gelsen, den Salzburger Festspielen auch die Sommergespräche.

Dafür werden die Spitzenvertreter aller politischen Parteien vom ORF eingeladen, sich oft in bemüht lockerer Atmosphäre Journalistenfragen zu stellen.

Heuer ist es wieder Ingrid Thurnher, die diese Gespräche führen wird, und seit einigen Wochen bewirbt der ORF seine Gesprächsreihe, die vom 16. bis 30. August ausgestrahlt wird. Dazu gibt es eine Neuerung: Der ORF entdeckt den Bürger, die Bürgerin von der Straße und bietet diesen Gelegenheit, Fragen an Politiker beizusteuern. Originell.

Zu diesem Behufe gurkt der ORF vorab durch fünf Städte in fünf Bundesländern der eigentlich neun Bundesländer umfassenden Nation und bittet das Volk um Fragen.

Beworben wird all das in einem Spot, bei dessen Ansicht Mitleid mit Ingrid Thurnher entsteht. Sie wird nämlich inszeniert, und das nicht gut. Da muss sie bedeutungsschwanger nach oben in die Ferne schauen, eine kahle Aula durchschreiten, um am Ende mit den Händen in der Hüfte so etwas wie Entschlossenheit zu suggerieren. Autsch.

Dabei wirkt sie so glücklich wie ein Modell aus dem Versandkatalog. Wie eine mit Textil umkleidete Amphore. Wie eine Pappfigur, ein Messeständer. Eine so tollpatschige Inszenierung hat sich Ingrid Thurnher nicht verdient. Nicht wenn man sich in Erinnerung ruft, mit wem die Arme da zu Tische kommt. (Karl Fluch, DER STANDARD; Printausgabe, 6./7.8.2011)