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Fällt Zliten – im Bild ein Poster von Machthaber Muammar al-Gaddafi auf einer Durchzugsstraße der Stadt –, dann gibt es für die Rebellen kaum noch Hindernisse auf dem Weg nach Tripolis.

Foto: dapd/Lopez

Das libysche Regime hat die Behauptung der Rebellen dementiert, bei einem nächtlichen Luftangriff der Nato sei Gaddafi-Sohn Khamis getötet worden. Die erbittertsten Kämpfe wüteten östlich der Hauptstadt Tripolis.

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In Libyen tobten die heftigsten Auseinandersetzungen am Freitag um die Stadt Zliten, 140 Kilometer östlich von Tripolis. Die Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern ist für die Rebellen das letzte größere Hindernis auf ihrem Marsch Richtung Hauptstadt, wo Diktator Muammar al-Gaddafi nach wie vor seine Machtbasis hat. Entsprechend erbittert wird Zliten von seinen Truppen verteidigt. Die Führung in Tripolis ließ am Donnerstag ausländische Journalisten nach Zliten bringen, um zu beweisen, dass zumindest das Stadtzentrum noch unter Kontrolle des Regimes sei.

Die Frontlinie verläuft einige Kilometer westlich. Die Rebellen, die nach wie vor aus der Luft von der Nato unterstützt werden, erklärten, bereits die ersten bewohnten Gebiete von Zliten erreicht zu haben.

Khamis' Tod eine "Lüge"

Bei einem dieser Nato-Einsätze sollen in der Nacht zum Freitag 32 Gaddafi-Soldaten, darunter sein Sohn Khamis ums Leben gekommen sein. Die Nato konnte aber keine Bestätigung liefern, weil sie keine eigenen Männer am Boden hat. Ein Regierungssprecher in Tripolis bezeichnete die Nachricht als "Lüge" .

Der 28-Jährige kommandiert eine berüchtigte, weil absolut loyale Brigade, die auch seinen Namen trägt. Sie war auch für die Belagerung der Stadt Misrata verantwortlich. Der Tod von Khamis wäre ein schwerer Verlust für die Gaddafi-Kräfte.

Erfolge vermelden können die Aufständischen in ihren Bemühungen, dem Regime den lebenswichtigen Öl- und Benzinhahn weiter zuzudrehen. Es gelang ihnen, einen Tanker mit 39.000 Tonnen Treibstoff, der für Tripolis bestimmt war, nach Bengasi "umzuleiten" .

Vize-Außenminister Khaled Kaim beschuldigte französische und britische Spezialkräfte, an dieser Operation mitgewirkt zu haben. Kaim erklärte zudem, die Rebellen hätten in den Nafusa-Bergen die Ventile einer Pipeline mit Beton blockiert. Die Pipeline versorgte die letzte noch arbeitende Raffinerie, diejenige von Zawiya, deren Brennstoff für die Stromproduktion benötigt wird.

In Bengasi ist die Rebellenführung bestrebt, die Spannungen in den eigenen Reihen nach der Ermordung ihres Militärführers Abdel Fattah Younis zu kalmieren. Nach dem mysteriösen Anschlag waren Konflikte offen zutage getreten. Nach einer Trauerperiode hat am Donnerstag eine Untersuchungskommission aus 38 Personen ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören auch Vertreter der Stämme, von Nichtregierungsorganisationen und der Koalition des 17. Februar an.

Die Rebellen haben nach eigenen Angaben in einem blutigen Gefecht eine Gaddafi-Zelle mit 63-Mitgliedern ausgehoben, die verdächtigt werden, hinter dem Younis-Mord zu stehen.

Das Regime in Tripolis will nicht aufgeben und versucht weiter Öl ins Feuer zu gießen. Gaddafis Sohn Saif al-Islam verkündete in einem Interview, seine Familie habe eine Allianz mit den Islamisten unter den Rebellen geschmiedet. Seine Aussage wurde allerdings nicht nur vom angesprochenen Islamistenführer Ali Salabi postwendend dementiert, sondern auch vom eigenen Vize-Außenminister Kaim. (Astrid Frefel aus Kairo/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2011)