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Die Telekom Austria soll für Aufträge gezahlt haben

Foto: Reuters/ANDREA COMAS

Die Telekom Austria wird von einem Korruptionsskandal erschüttert. Er rankt sich primär um einstige dubiose Zahlungen bei Auftragsvergaben an die Lobbying-Agenturgruppe Hochegger/Valora. Am Freitag griff der Konzern durch: Nach neuen Indizien nach "forensischen" Prüfungen und internen Revisionen von verdächtigen Vorgängen der vergangenen zehn Jahre wird abermals die Justiz eingeschaltet. Morgen, Montag, geht ein umfangreiches Konvolut an die Staatsanwaltschaft, hieß es vom Konzern zur APA. Schon am Freitag hat der Vorstand - abseits der Causa Hochegger - nach "fragwürdigen Auftragsvergaben" durch ehemalige Mitarbeiter eine Sachverhaltsdarstellung an die Korruptionsstaatsanwaltschaft geschickt.

Mitarbeiter gekündigt

Wie die Telekom am Sonntag mitteilte, wurde nach weiteren Indizien in der Causa Hochegger das Dienstverhältnis eines mutmaßlich in die Causa involvierten Mitarbeiters mit sofortiger Wirkung beendet. Ob es sich da um die so genannte Stock Options-Affäre handelt, wurde nicht gesagt.

Ametsreiter schockiert

Telekom-Austria-Generaldirektor Hannes Ametsreiter sprach am Sonntag in einer Mitteilung jedenfalls von einer "sehr ernsten Angelegenheit, ich bin schockiert."

Ametsreiter betonte, jeder, der sich fehlverhalten habe, werde ausnahmslos zur Verantwortung gezogen. Nähere Angaben könne er aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht machen. Mit den ermittelnden Behörden sei striktes Stillschweigen vereinbart. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei der jüngsten Entlassung um eine Konsequenz aus der Aktienkurs-Manipulations-Affäre.

Ex-Vorstand vorgeführt

Laut "profil" ließ die Justiz vorige Woche einen Ex-Vorstand der Telekom zur Einvernahme vorführen: Wie das Nachrichtenmagazin schreibt, hat nun auch der frühere Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer zugegeben, von Kursmanipulationen in Zusammenhang mit dem Aktienoptionsplan des Unternehmens 2004 gewusst zu haben. Fischer sei am Dienstag von Beamten des Bundesamtes zur Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention (BAK) auf Grundlage einer Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien zur "sofortigen Vernehmung" vorgeführt worden, wobei er beteuert hätte, mit der Beauftragung des Brokerhauses Euro Invest selbst "nichts zu tun" gehabt zu haben. Sehr wohl jedoch habe er "im Nachhinein" davon erfahren.

Dem Magazin zufolge sollen nun auch die früheren Konzernvorstände Heinz Sundt, Boris Nemsic und Stefano Colombo wegen des Verdachts der Untreue einvernommen werden. Euro-Invest-Gründer Johann Wanovits habe jüngst gegenüber der Justiz ausgesagt, der frühere Telekom-Manager Gernot Schieszler habe ihn 2004 beauftragt, den Kurs der Telekom-Aktie zu beeinflussen, um so ein 8,7 Mio. Euro schweres Prämienprogramm für rund 100 Telekom-Führungskräfte zu sichern.

Task Force

Die Telekom hat wegen der in der Causa Hochegger bekannt gewordenen Korruptionsvorwürfe eine interne Task Force eingesetzt, dabei wurden auch andere Unregelmäßigkeiten zutage gefördert. Der Bericht hat 400 Seiten. Dieser Bericht basiert auf mehr als 1 Million Dokumenten und 3,5 Millionen Datensätzen und beschreibt primär Auffälligkeiten rund um Aufträge an die Hochegger-Gruppe. "Die Verdachtsmomente, die die Telekom Austria bereits im Sommer 2010 dazu veranlasst haben, sich dem Verfahren Hochegger als Privatbeteiligte - mit einer Schadenshöhe von 9 Mio. Euro - anzuschließen, wurden dabei erhärtet", so die Telekom heute. Die bisher kolportierten 25 Mio. Euro wurden nicht bestätigt. Der Bericht geht Anfang der Woche an die Staatsanwaltschaft.

Und weiter: "Im Zuge der umfangreichen Untersuchungen hat die Task Force der Telekom Austria auch andere Geschäftsfälle der Vergangenheit tiefgehend forensisch untersucht. Das der Staatsanwaltschaft zu übergebende Konvolut enthält unter anderem auch einen Auftrag an den Geschäftsmann Alfons Mensdorff-Pouilly", heißt es in der heutigen Mitteilung.

Zu weiteren involvierten Namen machte das Unternehmen heute keine Angaben. Es laufen Ermittlungen auf mehreren Ebenen. (APA)