Berlin - Der Düsseldorfer Band Kraftwerk besorgte Conrad Schnitzler den ersten Synthesizer. 1969 gründete er gemeinsam mit Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius die bis heute enorm einflussreichen Elektronikvisionäre Kluster. Wiederholung mag zwar in einer später unter Techno firmierenden Musik als Repetition sinnvoll erscheinen, aber nicht in festen Formationen. Nach den zwei Alben verließ er die Band und spielte 1970 mit Edgar Froese und Klaus Schulze unter dem Namen Tangerine Dream das wegweisende Album Electronic Meditation ein.

Der gelernte Schlosser bewegte sich in der Pionierzeit der elektronischen Musik als Schüler von Beuys und Stockhausen zuweilen auch in radikaleren Performance- und Klangkunstbereichen. 1980 spülte es Schnitzler mit dem minimalistischen Synthesizerlied Auf dem schwarzen Kanal gar hin zur Möglichkeit eines Underground-Hits. Bis zuletzt nahm der in Berlin lebende Künstler im Heimstudio Soloarbeiten und angesichts seiner schweren Erkrankung auch zunehmend in Duoformaten Musik auf, etwa gemeinsam mit Bjorn Hatterud. Conrad Schnitzler ist jetzt seinem Magenkrebs erlegen. Schon seit Monaten hatte er an Fans in der ganzen Welt Haare von sich verschickt, um seine DNA auf dem ganzen Planeten zu begraben. Eine letzte Kunstaktion namens Global Living, die man online unter www.fancymoon.com/con_s/ findet. (schach, DER STANDARD/Printausgabe 8.8.2011)