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Gute Karten für Lettland-Wahl: Expräsident Zlaters.

Foto: APA/EPA/Kalnina

Riga/Stockholm - Sechs Wochen vor den Parlamentswahlen am 17. September haben sich in Lettland die kandidierenden Parteien formiert. Als Letzte fusionierten nun die drei Parteien des Mitte-rechts-Bündnisses "Einheit" von Premier Valdis Dombrovskis zu einer. Im Juli hatten schon die rechten Parteien die "Nationale Allianz" gebildet.

Im Juli gründete Ex-Staatspräsident Valdis Zatlers eine eigene Partei und verpasste ihr gleich seinen eigenen Namen. "Zatlers' Reformpartei" wählte in Anspielung auf dessen Zivilberuf (er war früher Traumatologe) ein modifiziertes Rotes Kreuz als Parteilogo. Damit sollte Zatlers' geplante notärztliche Mission - das baltische EU-Land kämpft mit Korruption, Massenemigration, ethnischer Spaltung, hoher Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit - illustriert werden. Bisher handelte er sich damit vor allem Ärger, aber auch Spott ein: Das (echte) Rote Kreuz drohte mit gesetzlichen Schritten, während der von Zatlers bekämpfte "Oligarch" Ainars Slesers seine Partei scherzhaft in "Slesers' Reformpartei" umbenannte.

Der Expräsident, der im Juni durch den Banker Andris Berzins ersetzt worden war, ist in Lettland wegen seiner gemäßigten Linie populär. Daher werden ihm trotz seiner tagespolitischen Unerfahrenheit gute Chancen eingeräumt, bei der nächsten Regierungsbildung eine Rolle zu spielen.

In den Umfragen voran liegt derzeit das Mitte-links-Bündnis "Harmoniezentrum", das von einer gemischtethnischen Doppelspitze - dem russischen Muttersprachler und Rigaer Bürgermeister Nils Usakovs sowie dem Letten Janis Urbanoviæs - geführt wird. Schon jetzt signalisieren sowohl die liberalen Kräfte um Dombrovskis als auch die "Oligarchen" mit dem über zwei Jahrzehnte wegen seiner russischen Sprachdominanz tabuisierten Parteiengebilde Kooperationsbereitschaft.

Politische Beobachter in Riga rechnen damit, dass der Wahlkampf neben dem Duell zwischen Zatlers und den "Oligarchen" davon geprägt sein wird, dass die eingefleischten Nationalisten versuchen werden, mit allen Mitteln eine Regierungsbeteiligung des "Harmoniezentrums" abermals zu verhindern. (Andreas Stangl/DER STANDARD, Printausgabe, 8.8.2011)