Die Brasilianerin Camilla de Falleiro ist eine zierliche Person. Wenn sie jedoch die Muskeln schwellen lässt und das mit furchteinflößenden Grimassen begleitet, so verwandelt sie sich flugs in Herkules. Natürlich nur auf der Opernbühne - in ganz besonderem Ambiente! Jeden Sommer wird im Strudengau ein Festival der Alten Musik veranstaltet. Die Konzerte sind gut besucht, und die "Donaufestwochen im Strudengau" sind kulturelles Aushängeschild der Region. Den Höhepunkt bildet jedes Jahr eine Barockoper, die im Arkadenhof (bei Schlechtwetter im Rittersaal) der Renaissanceburg Grein gezeigt wird. Heuer ist ein Stück für Spezialisten auf dem Spielplan: La guerra de los gigantes (Der Krieg der Giganten), 1702 von Sebastián Durón für eine spanische Adelshochzeit komponiert. Diese Spezialisten für iberische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts heißen: A Corte Musical, ein Instrumenalensemble unter dem brasilianischen Dirigenten Rogério Goncalves, die Spanierin Eva Juárez in der Partie des Göttervaters Jupiter, die Kärntnerin Maria Weiss als aufrührerischer Gigant Palante, die Schweizerin Anna Freivogel als Minerva und Camilla de Falleiro als Herkules. Vier junge Sängerinnen, aber bereits Spitzenkräfte in ihrem Metier. Und nicht nur die sängerischen Aufgaben meistern sie alle vier gut zwei Stunden lang, ohne nachzulassen, sie schauspielern dazu auch mit viel Witz und Bewegung. Regisseu-rin Manuela Kloibmüller muss mit minimalem Budget auskommen, und so werden die "Kriegs"-Szenen zur Erheiterung des Publikums mit Besenstielen als Kampfwaffen ausgetragen. Ein musikalisches Kleinod, toll dargeboten. (hast, DER STANDARD - Printausgabe, 9. August 2011)