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König Abdullah von Saudi-Arabien und Präsident Bashar al-Assad in besseren Zeiten. Das Verhältnis der beiden war jedoch nie gut, jetzt ruft der König seinen Botschafter zu Konsultationen nach Hause.

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Riad/Damaskus/Kairo - Nach den hunderten Toten unter friedlichen syrischen Demonstranten in den ersten Tagen des Fastenmonats Ramadan konnte auch der saudische Herrscher nicht länger schweigen. König Abdullah verlangte, dass die "Tötungsmaschinerie" gestoppt und das Blutvergießen beendet werde. Aus Protest gegen die Brutalität des Assad-Regimes wurden der saudische - und inzwischen auch der kuwaitische und der bahrainische - Botschafter aus Damaskus zu Konsultationen zurückbeordert.

In einer Fernsehansprache erklärte König Abdullah, Saudi-Arabien könne nicht akzeptieren, was in Syrien geschehe. Er rief Präsident Bashar al-Assad auf, weise zu handeln und Reformen durchzuführen, und stellte klar, dass die Ereignisse in Syrien nichts mit Religion zu tun hätten.

Saudi-Arabien pflegt in der Regel eine leise Diplomatie und hat im Arabischen Frühling bisher mit dem Tunesier Zine El-Abidine Ben Ali und Jemens Ali Abdullah Saleh den unter Druck geratenen Despoten Schutz gewährt. Auch dem ägyptischen Expräsidenten Hosni Mubarak hatte Saudi-Arabien Exil angeboten. Die ungewöhnlich harschen Worte haben deshalb aufhorchen lassen.

Eine Erklärung der Liga

Auch die Staaten des Golfkooperationsrates haben am Wochenende von Syrien erstmals gefordert, dass die Gewalt sofort gestoppt werden müsse. Und die Arabische Liga hat ihre Politik der Nichteinmischung ebenfalls aufgegeben und verlangt, die Militäroperationen gegen die Zivilbevölkerung einzustellen. Mehr als diese Erklärung könnte man im Moment jedoch nicht von der Liga erwarten, stellte deren neuer Generalsekretär, der Ägypter Nabil Elaraby, jedoch gleichzeitig klar.

Das saudische Königreich und die Golfstaaten haben als arabische Länder nicht nur ein politisches, sondern vor allem ein finanzielles Gewicht, mit dem sie Druck ausüben können. Syriens Wirtschaft und damit insbesondere die Stützen des Regimes haben in den letzten Jahren enorm vom Zufluss von Kapital aus den reichen Golfstaaten profitiert. Die Kapitalflucht - die Rede ist von mehr als 20 Milliarden Dollar seit Ausbruch der Revolution - ist bereits jetzt eine ernstzunehmende Gefahr für das Überleben des Regimes.

Verhaftungswelle in Hama

Die Militäroperation in der Stadt Deir al-Zor, nahe der irakischen Grenze, ging auch am Montag weiter. Aus Panzern wurde auf mehrere Stadtbezirke geschossen. Die Zahl der Toten, die im ganzen Land an diesem blutigen Sonntag zu beklagen waren, stieg nach Angaben von Menschenrechtsgruppen auf über 100, davon mehr als 50 in Deir al-Zor.

In Hama, wo nach wie vor Panzer auf dem zentralen Platz im Stadtzentrum stehen, wurden im Laufe einer massiven Verhaftungswelle 1500 Personen in Gewahrsam genommen. Wie schlimm die Zerstörungen in Hama nach dem Panzerangriff der letzten Woche sind, hat sogar das syrische Fernsehen mit Bildern dokumentiert, allerdings mit der Erklärung, die Verwüstung sei ihm Rahmen des Kampfes gegen bewaffnete Gruppen entstanden.

Die Zahl der zivilen Toten ist seit dem Ausbruch der syrischen Revolution auf über 1700 gestiegen. Tausende sitzen in den Gefängnissen, und viele werden vermisst. (Astrid Frefel, DER STANDARD, Printausgabe, 9.8.2011)