Mogadischu/Genf/Berlin - In Somalias Hauptstadt Mogadischu ist nach dem Rückzug der Al-Shabaab-Miliz erstmals seit fünf Jahren wieder ein Flugzeug des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR gelandet. Das am Montag eingetroffene UNHCR-Flugzeug habe mehr als 31 Tonnen Hilfsmaterial an Bord zur Versorgung der Hungernden, teilte die Organisation in Genf mit. Auch nach dem Rückzug der radikal-islamischen Miliz kam es in der Nacht zum Montag in Mogadischu zu vereinzelten Feuergefechten.

Das UNHCR-Flugzeug transportierte vor allem Material für Unterkünfte sowie Decken, Wasserkanister und Küchenutensilien. Weitere Flüge sind für Donnerstag und kommende Woche vorgesehen. Bisher hatte die UN ihre Hilfsgüter auf dem See- und Landweg in das von Hungersnot und Bürgerkrieg geplagte Land gebracht. Ende Juli hatte bereits das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN World Food Programm) damit begonnen, die Notleidenden in Somalia aus der Luft zu versorgen.

Weitere Spenden notwendig

Das UNHCR verwies darauf, dass es bisher nur 45 Prozent der Gelder zur Verfügung hat, die für das Notstandsgebiet dringend benötigt würden. Die Bundesregierung stockte ihre Hilfe am Montag für die Hungernden am Horn von Afrika um weitere 2,5 Millionen Euro auf. Insgesamt stellt Deutschland in diesem Jahr damit 33,5 Millionen Euro direkt und weitere 32 Millionen über die Europäische Union für die Bekämpfung der Hungersnot in Somalia, Äthiopien und Kenia zur Verfügung. Der Beauftragte für humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Markus Löning, rief zu weiteren Spenden für die Menschen in Afrika auf.

Der Rückzug der islamistischen Kräfte aus Mogadischu bedeutet kaum ein Ende der Kampfhandlungen. Zwar forderte der somalische Militärsprecher Abdikarim Yousuf Dhaga Badan die Rebellen auf, endgültig den Kampf aufzugeben. Die Miliz verkündete dagegen, dass der Rückzug am Wochenende lediglich eine "neue Taktik" sei im Kampf gegen die Regierung und für die "Befreiung des Landes von den Andersgläubigen". Die Zentralregierung betonte, dass inzwischen somalische Truppen die Hauptstadt kontrollierten. Sie werden von Friedenstruppen der Afrikanischen Union unterstützt.

Keine funktionierende Zentralregierung

Die Rebellen, die auch Beziehungen zur Terrororganisation Al-Kaida haben, kämpfen für einen islamischen Gottesstaat am Horn von Afrika und einen weltweiten Jihad. Sie kontrollieren weite Teile des Landes vor allem im Zentrum und im Süden, wo deshalb kaum Hilfe für die Hungernden hinkommt.

Ungefähr 100.000 Somalis haben sich in den vergangenen zwei Monaten in die Hauptstadt geflüchtet, wo bereits etwa 370.000 Flüchtlinge leben. Mehr als 800 000 Somalis fanden in den Nachbarstaaten Kenia und Äthiopien Zuflucht. In Somalia, das besonders hart von der derzeitigen Dürrekatastrophe betroffen ist, gibt es seit 20 Jahren keine funktionierende Zentralregierung mehr. (APA)