Der Konflikt wurde wieder einmal internationalisiert. Bis mindestens Mitte September, wenn der Dialog zwischen Prishtina und Belgrad wieder aufgenommen werden soll, führt nun im serbisch besiedelten Nord-Kosovo die Nato Regie. Vereinbart ist, dass der Benzinschmuggel unterbunden wird, auch auf den Nebenstraßen. Das ist im Sinne von Prishtina. Andererseits wurden die kosovo-albanischen Polizisten an der Grenze wieder abgezogen, was wiederum die Kosovo-Serben forderten.

Wer Sieger, wer Verlierer ist, ist unklar. Der Handelsstreit zwischen Belgrad und Prishtina ist aber ohnehin nur ein Nebenschauplatz, es geht um Territorium. In Prishtina fürchtet man, dass Serbien am Ende des Dialogs die Teilung des Kosovo fordert, Prishtina will aber nicht einmal etwas, was über die Sonderrechte der serbischen Gemeinden hinausgeht, akzeptieren. Für Belgrad ist hingegen nach wie vor der gesamte Kosovo Teil von Serbien.

Lösung ist keine in Sicht. Die Kosovo-Serben im Norden wollen nicht in dem Staat leben, der andernorts eine Realität geworden ist. Für zusätzliche Verwirrung sorgt die EU, die den Kosovo nicht einheitlich anerkennt und daher keine klaren Signale an Serbien sendet. Ohne eine klare Haltung des Westens verschwimmen aber nicht nur die physischen Grenzen des jüngsten Staates Europas, auch die Grenzen des politisch Machbaren werden von beiden Seiten weiter ausgetestet werden. Und das ist gefährlich. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.8.2011)