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Das seit 1. August bestehende und bis 1. Oktober dauernde Fischverbot soll eine Erholung der arg dezimierten Fischbestände ermöglichen.

Foto: Reuters/Gentile

Für Millionen Italiener, die sich zu Ferragosto an den Stränden der Halbinsel tummeln, gehört die "grigliata mista di pesce" zu den beliebtesten Traditionsgerichten. Zwar haben die Urlauber das heimische Meer im Blickfeld, doch die Fische, Krabben und Calamari auf dem Teller stammen aus anderen Gewässern: Den Barsch ersetzt der Pangasius aus dem Mekong, die Calamari kommen von den Philippinen und die Krabben aus Ecuador. Fast eine Million Tonnen Fisch werden jährlich in Italien verkauft. 80 Prozent davon ist Importware. Der Rest kommt überwiegend aus Zucht.

Überleben können die Fischereiflotten nur noch auf Sizilien, wo die Hälfte der Fischer Maghrebiner sind. Im adriatischen Meer ist die Flotte hingegen in zehn Jahren auf die Hälfte geschrumpft. Jetzt hat die Regierung Konsequenzen gezogen und die Fischerei in der Adria untersagt. Das seit 1. August bestehende und bis 1. Oktober dauernde Verbot soll eine Erholung der arg dezimierten Fischbestände ermöglichen. Nach Ablauf der Frist bleibt die Fischerei für weitere sechs Wochen auf gewisse Zonen beschränkt. Am Freitag, Samstag und Sonntag bleibt sie verboten.

Im Oktober gilt das Fangverbot für das tyrrhenische und ionische Meer. Angesichts der geplünderten Fischbestände bezweifeln Experten die Wirksamkeit der Maßnahme. Im gesamten Mittelmeer sind 80 Prozent aller Fischarten durch Überfischung bedroht. Das Mittelmeer stehe vor dem Kollaps, sagt der Meeresbiologe Silvio Greco: "Es umfasst flächenmäßig sieben Prozent der Weltmeere und wird von 30 Prozent aller Öltanker durchpflügt. Der Ölgehalt ist 60-mal höher als im Indischen Ozean".

Der Import nach Italien hat in 20 Jahren um fast 40 Prozent zugenommen. Häufig ist Betrug mit im Spiel - etwa wenn Fleisch minderer Haiarten als Schwertfisch verkauft wird. "Von den 500 Fischarten des Mittelmeers werden nur noch zehn bis 15 angeboten", klagt Greco. Die bei den Italienern so beliebten Goldbrassen und Wolfsbarsche kommen fast ausschließlich aus der Zucht. "Wo bleibt da die Nachhaltigkeit, wenn ich 20 Kilo Fisch verfüttern muss, um ein Kilo zu produzieren?" Greco würde die Italiener gern umerziehen: "Warum essen sie nicht schmackhafte Fische wie Sardinen, Sardellen oder Makrelen, die nicht gefährdet sind?" (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD; Printausgabe, 9.8.2011)