Kabul - Der vor zwei Tagen in Afghanistan abgestürzte US-Hubschrauber ist nach NATO-Angaben vermutlich von den Taliban mit einer Panzerfaust abgeschossen worden. Der "Chinook"-Hubschrauber habe Verstärkungstruppen zu einem Gefecht in der Provinz Maidan Wardak etwa 80 Kilometer südwestlich von Kabul bringen sollen, erklärte die NATO-Truppe ISAF am Montag.

Beim Absturz des Helikopters waren 30 US-Soldaten, sieben afghanische Spezialkräfte und ein afghanischer Übersetzer getötet worden. Die afghanische Regierung sei der Meinung, dass es sich bei dem Angriff um eine Vergeltungsaktion für die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch die US-Spezialeinheit Navy Seals Anfang Mai in Pakistan gehandelt habe, sagte der Beamte.

Taliban-Anführer Kari Tahir habe die US-Soldaten in die Gegend gelockt, nachdem er sie über ein angebliches Talibantreffen informiert habe. Die Aufständischen hätten somit gewusst, welche Route der Hubschrauber nehmen würde und sich für den Anschlag entsprechend positioniert. An dem Abschuss hätten sich zudem vier Pakistaner beteiligt.

Schwerste Verluste der US-Truppen seit Kriegsbeginn

US-Medienberichten zufolge wurden beim Abschuss des Hubschraubers auch 22 Navy-Seals-Mitglieder getötet. Nach Angaben der US-Regierung war aber unter den Toten allerdings kein Soldat der Spezialtruppe, der direkt an dem Einsatz gegen Bin Laden teilgenommen hatte. Es war der schwerste Verlust der US-Truppen bei einem einzelnen Vorfall seit Kriegsbeginn vor zehn Jahren. Keiner der getöteten US-Soldaten war am Zugriff auf Bin Laden beteiligt. Auf die Frage, ob es sich um eine Falle handelte, sagte ein Talibansprecher, dies könne eine Taktik gewesen sein.

Am Montag stürzte in der Provinz Paktia im Osten Afghanistans ein weiterer NATO-Hubschrauber ab. Bei dem Vorfall habe es aber keine Opfer gegeben, erklärte ein NATO-Sprecher. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Der Hubschrauber sei wohl nicht angegriffen worden. Dagegen erklärten die Taliban, auch dieser Helikopter sei von Aufständischen abgeschossen worden. 33 US-Soldaten seien dabei getötet worden. Die Taliban übertreiben oft bei ihren Angaben zu Anschlägen und Gefechten.

Die Gewalt in Afghanistan hat zuletzt wieder deutlich zugenommen. Einschließlich der Opfer des Hubschrauber-Absturzes und erneuten Gefechten vom Wochenende kamen in diesem Jahr am Hindukusch bisher mindestens 383 ausländische Soldaten ums Leben. Die ISAF will den Kampfeinsatz in Afghanistan bis Ende 2014 beenden und den afghanischen Sicherheitskräften die Kontrolle übergeben. US-Präsident Barack Obama wollte sich in einer Erklärung zur Schuldenkrise am Abend auch zum kostspieligen Einsatz in Afghanistan äußern. (APA)