Moskau - Mensch und Hund gehen schon lange Zeit gemeinsame Wege. Die bislang ältesten Belege für eine Domestizierung sind zwischen 20.000 und 30.000 Jahre alte Knochen. DNA-Vergleiche von Wolf und Haushund deuten jedoch darauf hin, dass die Domestizierung schon vor etwa 100.000 Jahren erfolgte.

Offen ist allerdings noch die Form, in der sich dieser Prozess abspielte: Nahm man früher an, dass unsere Vorfahren gezielt Wolfswelpen aufzogen, gehen viele Forscher heute eher davon aus, dass Wölfe den Menschen folgten, weil diese mit den Resten ihrer Jagdzüge eine verlässliche Futterquelle boten. Die Domestizierung hätte dann eher die Form einer wechselseitigen Annäherung gehabt, wobei Wölfe mit größerer Neugier und Zutraulichkeit bevorzugt waren und diese Züge später auf ihre Nachfahren vererbten - bis ihre weitere Entwicklung dann tatsächlich gezielt durch menschliche Zuchtauswahl gesteuert wurde.

Ein Experiment und sein Ende

Ein Relikt aus einer solchen Übergangsphase glauben Archäologen im sibirischen Altai-Gebirge gefunden zu haben: einen 33.000 Jahre alten Hundeschädel. Das Tier, zu dem er gehörte, war offenbar weder ganz Wolf noch Hund. Die Schnauze glich derjenigen der mittelalterlichen Gröndlandhunde, die Zähne hingegen ähneln denen eines Wolfs. Susan Crockford aus dem Forschungsteam, das über seinen Fund im Fachjournal "PLoS One" berichtet, hängt ebenfalls der These an, dass Wölfe den Menschen ursprünglich aus freien Stücken folgten. Sie sieht den Schädel als Repräsentanten einer sehr frühen Phase der Domestizierung. 

Allerdings sehen die Forscher keine direkte Verbindung zwischen dem Tier und den heutigen Hunden. Ohnehin wird angenommen, dass die Domestizierung des Wolfs in mehreren Regionen der Welt unabhängig voneinander stattgefunden hat. Im konkreten Fall dürfte es eine Sackgasse gewesen sein: Der Fund stammt aus einer Periode kurz vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit. In der Folge hätten sich laut den Forschern die Umweltbedingungen so verschlechtert, dass das Experiment im Altai zu einem Ende kam und Mensch und Wolf hier wieder zu Jagdkonkurrenten wurden. (red)